: Klimakatastrophe: USA bleiben stur
USA, UdSSR und ölproduzierende Staaten gegen sofortige Reduzierung der Emission von CO2 und anderen Treibhausgasen ■ Aus Washington A. Zumach
VertreterInnen von 130 Regierungen haben Anfang der Woche in Washington Verhandlungen über eine internationale Konvention zur Bekämpfung der globalen Erwärmung begonnen. Erklärtes Ziel der vom UNO-Umweltprogramm (Unep) initiierten Verhandlungen sind verbindliche Vereinbarungen über die Reduzierung der Emission von Kohlendioxid (C02) und anderen Treibhausgasen in die Atmosphäre. Die Konvention soll auf einer internationalen Konferenz über „Umwelt und Entwicklung“ im Juni 1992 in Brasilien unterschrieben werden.
Die Emissionen von CO2 und anderen Gasen sind verantwortlich für die globale Erwärmung. Zu dieser übereinstimmenden Einschätzung kamen Wissenschaftler auf der zweiten Weltklimakonferenz im Oktober vergangenen Jahres in Genf. Doch die unterschiedlichen Positionen hinsichtlich der notwendigen Maßnahmen zur Verhinderung einer drohenden Klimakatastrophe haben sich seitdem nicht verändert. Die westeuropäischen Staaten, Japan, Kanada, Australien und Neuseeland sowie eine ganze Reihe von „Dritt“-Weltstaaten plädieren für sofortige Maßnahmen zur Stabilisierung und Reduzierung der Emissionen. Die USA, weltweit größter Produzent von CO2-Emissionen, beharren weiterhin darauf, daß die wissenschaftlichen Erkenntnisse noch nicht ausreichend seien und daß daher vor verbindlichen Vereinbarungen über Gegenmaßnahmen noch umfangreiche Forschungen stattzufinden hätten. Unterstützt wird diese Haltung von der UdSSR, Saudi-Arabien und einigen anderen ölproduzierenden Staaten. Am ersten Konferenztag, dem mit über 70 Grad (20 Grad Celsius) wärmsten 4. Februar in Washington seit Beginn der meteorologischen Messungen Ende des letzten Jahrhunderts, legte US-Delegationsleiter Deland einen „Aktionsplan“ des Weißen Hauses zur Begrenzung der Emission einiger Treibhausgase bis zum Jahr 2.000 auf das Niveau von 1987 vor. Das wichtigste Treibhausgas Kohlendioxid ist jedoch ausgenommen, wie von westeuropäischen Konferenzteilnehmern in Washington kritisch angemerkt wurde. Außerdem enthält der „Aktionsplan“ keine Verpflichtung, die Emissionen nach dem Jahr 2.000 zu reduzieren.
Der bundesdeutsche Delegationsleiter, Staatssekretär Schmidbauer aus dem Bonner Umweltministerium, forderte zum Auftakt der Konferenz Vereinbarungen über „eine weltweite Stabilisierung der CO2- Emissionen bis zum Jahre 2.000 auf dem Niveau von 1990 sowie erste Reduzierungsschritte für die Jahre 2.005 und 2.010“. Um dieses Ziel zu erreichen, müßten alle Industrieländer „unverzüglich einschneidende Maßnahmen zur Stabilisierung und Senkung ihrer CO2-Emissionen ergreifen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen