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Thyssen an Giftgaslabor beteiligt?

■ Neue Dokumente verdächtigen weitere acht deutsche Firmen der Lieferung eine Labors an den Irak

Basel (taz) — Von einer weiteren deutsch-irakischen Giftgas-Connection berichtet die Hamburger Illustrierte 'Stern‘ in ihrer heute erschienenen Ausgabe. Danach waren das Düsseldorfer Unternehmen Thyssen Rheinstahl Technik (TRT), eine hundertprozentige Tochter des Thyssen- Konzerns, sowie acht weitere deutsche Firmen Anfang der 80er Jahre am Aufbau eines Geheimprojektes unter dem Codewort „Diyala“ in der irakischen Kleinstadt Salman Pak beteiligt. Hinter dem Decknamen soll sich ein Giftgaslabor verbergen. Tatsächlich gilt der Standort Salman Pak neben den Orten Samarra und Falluja unter westlichen Geheimdiensten und Chemiewaffenexperten als wichtiges Forschungs- und Testzentrum des Iraks für chemische und bakteriologische Kampfstoffe.

Unter Berufung auf Dokumente und Zeugenaussagen berichtet der 'Stern‘, die TRT habe 1980/81 mit der irakischen „State Constructional Contracting Company“ Verträge über die Einrichtung eines „chemischen Labors Diyala“ sowie eines Gästehauses und eines Theaters abgeschlossen. Geschäftsumfang: 21,5 Millionen Mark.

Die TRT, die offenbar nur die Spezialgebäude erstellt hat, will selbst keine „Laborgeräte oder gar Chemikalien“ nach Diyala geliefert und auch keinerlei Hinweise auf eine mögliche spätere Nutzung als Giftgaslabor entdeckt haben. Nach Ansicht mehrerer vom 'Stern‘ befragter „namhafter Fachleute“ hätten die Thyssen-Manager jedoch aufgrund der Ausschreibungsunterlagen Verdacht schöpfen müssen; zumal das gesamte Areal militärisch streng abgeschirmt gewesen sei. „Bei den beteiligten Fachleuten hätten rote Lampen angehen müssen“, zitiert die Illustrierte den Hamburger Verfahrenstechniker Michael Braungart. So sei etwa ungewöhnlich, daß das ganze Labor ausdrücklich für den Umgang mit Phosphorpentachlorid ausgelegt sein sollte. Die Substanz gilt als Ausgangsstoff sowohl für Pestizide als auch für phosphororganische Kampfstoffe und steht deshalb auf der sogenannten Ausfuhrliste der genehmigungspflichtigen Chemikalien.

Auffallend seien auch eine besonders aufwendige Abluftwaschanlage, welche die Hamburger Firma Noske-Kaeser in Diyala installierte, sowie eine als „Animalhouse“ bezeichnete Tierversuchsanstalt.

Ein Mitarbeiter der Firma Norddeutsche Laborbau, der für Thyssen in Diyala arbeitete, soll später gesagt haben, aus dieser Anlage seien ständig Hundekadaver herausgetragen worden. thosch

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