Wo bitte gehört die »E-Leit« hin?

■ Umweltsenator Hassemer (CDU) und Wirtschaftssenator Meisner (SPD) streiten sich darum, zu welcher Senatsverwaltung eine Abteilung mit sieben Experten der Energieleitstelle gehören soll

Berlin. Eine Erbschaft der grünen Umweltsenatorin Michaele Schreyer entzweit jetzt die Senatoren Norbert Meisner (SPD) und Volker Hassemer (CDU). Es geht um die Energieleitstelle, die unter dem rot- grünen Senat in der Senatsumweltverwaltung eingerichtet wurde und in der sich sieben Mitarbeiter neue Wege zur Energieeinsparung ausdenken. Laut Koalitionsvereinbarung hat sie auch unter Schwarz-Rot eine wichtige Aufgabe.

»E-Leit«, wie die Stelle im Behördendeutsch heißt, soll »für ganz Berlin« ein »ökologisch orientiertes Energiekonzept« erarbeiten. Derart bedeutende Dinge überläßt natürlich keiner gerne der Konkurrenz. Die Folge: SPD-Wirtschaftssenator Meisner will die Leitstelle bekommen, CDU-Umweltsenator Hassemer will diese Leute und ihren Aufgabenbereich behalten.

Man habe »großes Interesse«, auf die Berliner Energiepolitik »sinnvoll mit einzuwirken«, und dies »lieber mit E-Leit« als ohne, sagt Hassemers Staatssekretär Lutz Wicke. In Meisners Umgebung beruft man sich dagegen auf die Koalitionsverhandlungen. Zwar nur mündlich, aber verbindlich sei dort vereinbart worden, die Energieleitstelle der Wirtschaftsverwaltung zuzuschlagen. Dort befindet sich ohnehin schon die Energieaufsicht. Ihr, die als eher Bewag- freundlich gilt, möchte Meisner die von Schreyer eingestellten Energieexperten als konkurrierendes Referat zur Seite stellen.

Der Streit entbehrt nicht der Pikanterie. Denn: Solange es noch aussah, als ob der Wirtschaftssenator von der CDU kommen und Elmar Pieroth heißen würde, hatte Hassemer wenig Interesse an der Energieleitstelle gezeigt. Sie könne zur Wirtschaft wechseln, hatte er versichert — zum Ärger von Meisner, der fürchtete, eine ökologische Energiepolitik könne der industriefreundlichen Wirtschaftsbehörde geopfert werden. Zu seiner eigenen Überraschung wurde der SPD-Politiker Norbert Meisner jedoch selbst Wirtschaftssenator — und hat seine Meinung aus diesem Grunde radikal geändert.

Seine Mitarbeiter zucken nun mit den Schultern: Gegen einen Verlust an versprochenen Stellen, heißt es, »wehrt sich natürlich jeder«. Ein Chef-Gespräch zwischen Hassemer und Meisner soll den Streit jetzt beilegen. Lachende Dritte sind unterdessen die sieben Mitarbeiter von E-Leit. Ihr Kommentar: »Je größer die Nachfrage, um so mehr steigen die Aktien.« Anträge auf Gehaltserhöhung wurden allerdings noch nicht eingereicht. hmt