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Keine Überstunden für den „Tornado“

■ Betriebsratsmehrheit der „Deutschen Airbus“ setzt kleines Zeichen gegen den Krieg/ MBB einsichtig

Bremen (taz) — Die Mehrheit der 23 Betriebsräte der „Deutschen Airbus“ in Bremen hat ein Zeichen gegen den Krieg am Golf gesetzt. Drei Mitarbeiter werden ihnen angetragene Überstunden vorerst nicht leisten. Der Betriebsratsvorsitzende Uwe Neuhaus zur taz: „Wir haben verhindert, daß bei uns Mehrarbeit für Militärgerätschaften geleistet wird, die am Golf eingesetzt werden.“ Aber: „Der Schnitt geht durch den Betriebsrat.“

Die Deutsche Airbus ist eine 80prozentige Tochter des Rüstungsriesen MBB. Außer an den Zivilflugzeugen „Airbus“ und „Fokker“ wird an den Kriegsprojekten „Jäger 90“, „Tornado“ und „Transall“ gearbeitet. Mit bombenbestückten Tornados fliegen saudische, britische und italienische Piloten derzeit Ziele im Irak an, die Bundeswehr transportiert ihr Material mit „Transall“-Maschinen in die Türkei.

Die Geschäftsleitung der Deutschen Airbus hatte die „Überstunden“ für drei Mitarbeiter beantragt, die mit den Projekten Tornado und Transall befaßt sind. Die drei Betroffenen hatten dem Ansinnen zunächst zugestimmt. Betriebsrat Manfred Nieft, Mitglied im Arbeitszeitausschuß der Deutschen Airbus: „In Friedenszeiten hätten wir den Anträgen ohne große Debatten zugestimmt. So aber haben wir sehr lange diskutiert und schließlich mehrheitlich abgelehnt.“

Der Beschluß vom 24. Januar habe allerdings nur „symbolische Bedeutung“, da es dem Betriebsrat nach der Rechtsprechung nicht zustehe, Mehrarbeit aus politischen Gründen abzulehnen. Er sei überzeugt, daß die drei von dem Überstundenbeschluß betroffenen Kollegen ihre Arbeitszeit verstärkt auf Tornado beziehungsweise Transall konzentrieren sollten. Manfred Nieft: „Wir müssen weiter Aufklärungsarbeit leisten. Aber ich denke schon, daß der Beschluß tragfähig ist.“ Der Betriebsratsvorsitzende Uwe Neuhaus äußerte sich vorsichtig-skeptisch: „Wenn wir erreichen, daß die Kollegen sich nicht pro Rüstung aussprechen, wäre das schon ein großer Erfolg.“

Darüber, wie die Belegschaft den Antikriegsbeschluß aufgenommen hat, wollten sich die Betriebsräte — auch 14 Tage nach ihrer Entscheidung — nicht äußern. Begründung: Derartige Erklärungen würden nur zu innerbetrieblichen Schwierigkeiten führen. Ein Münchner MBB- Sprecher hat inzwischen den Rückzug signalisiert. Die Werkleitung werde die Tornado-Überstunden nicht zum Konfliktpunkt machen: „Die Werkleitung sieht im Augenblick keine Notwendigkeit für Überstunden.“

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