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■ BremerInnen sprangen um die Landesmeisterschaft
Ganz früher 'mal, da sprang man hier noch von die Deiche in die Bremer Teiche. Dann wurde aus dem Springen eine Kunst — nämlich Kunstspringen. Und das hat mit einfachem „ins Wasser hüpfen“ nix mehr zu tun. Ganz deutlich wurde das am Wochenende bei den Landesmeisterschaften im Kunst-und Turmspringen, die zwischen den beiden Bremer Vereinen Bremer Springgemeinschaft „Schwarz — Weiß“ und SV Bremer Springerschule ausgetragen wurden.
Jeweils rund 30 SpringerInnen von jedem der Vereine kletterten aufs Ein-und Dreimeterbrett, um die besten Junior-und Seniorspringer zu ermitteln. In der Offenen Klasse gingen im Bremer Unibad am Samstag nur zwei Männer an den Start. Aus luftigerer Höhe stürzten sich dann am Sonntag morgen bei den Wettkämpfen im Turmspringen sieben BremerInnen in das Becken des Allwetterbades in Osterholz- Scharmbeck.
Fünf Grundspringarten gibt es im Springsport, die sich auch miteinander kombinieren lassen: vom Salto vorwärts gehockt bis Abfaller rückwärts läßt sich so einiges zusammenspringen. So drehten, schraubten und hockten sich auch im Unibad die Leiber, daß es eine wahre Wonne war. Um das Springen richtig zu beherrschen, braucht es einiges Talent und sehr viel Training. Fünfmal in der Woche trainieren die 10jährige Mareike Dünsing und ihre zwei Jahre ältere Freundin Helga Abu-Zuhri, davon einmal wöchentlich Gymnastik und Trampolinübungen in der Halle. Neue Sprünge zu lernen geht oft nicht ohne Bauch- und Rückenklatscher ab. „Ich hab schon mal geheult“, gibt Mareike zu, „und aufhören wollten wir auch schon mal.“ Die Mütter haben den beiden dann wieder Mut zugesprochen. „Jetzt macht es wieder Spaß“, sagen sie.
Zu Anfang jeder Sprungserie zeigt jeder Springer zuerst einige Grundsprünge in den Basistechniken. Nach dieser Pflicht folgt dann die Kür, in der beliebige Kombinationen mit jedem Schwierigkeitsgrad gezeigt werden dürfen. Haltung, Technik, Ausdruck und das saubere Eintauchen sind das A und O. Die Wertung auf einer Skala von eins bis zehn multipliziert sich mit dem Schwierigkeitsgrad des Sprunges, bevor das Endergebnis feststeht.
Nachdem das am Wochenende ermittelt wurde, stehen auf jeden Fall schon vier SpringerInnen für die Norddeutschen Meisterschaften fest: Jens Hildebrandt (Jg.–69) und der Sieger in der Offenen Klasse, Edmund Lang (Jg.'70) wie auch Timo Engelke (Jg.–76) und die Jüngste, Mareike Dünsing. Die vier haben Bremen schon auf früheren Meisterschaften mit guten Ergebnissen vertreten.
Auffallend war im Unibad besonders die große Anzahl von springenden Kindern. Nur wenige Springer starteten im Jugendbereich und in der Offenen Klasse. Wettkampfleiterin Karin Rampe dazu: „Viele springen nach ein paar Jahren wieder ab. Das liegt vielleicht an dem großen Freizeitangebot, das Jugendlichen heute gemacht wird. Mit dem Nachwuchs haben wir hingegen überhaupt keine Probleme.“ Nach ihren Worten ist das aber kein neues Problem für den Springsport, einen Ausweg sieht sie nicht.
Warum finden aber überhaupt Leute Gefallen daran, sich mit einigen Verrenkungen in das kalte Wasser zu stürzen? Und warum sind gerade Kinder so versessen darauf? „Es macht einfach großen Spaß!“ meint der 13jährige Ole Adria dazu.
Volker Kölling
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