: Kleines Schnee-Kalendarium
■ Wie die Bremer allmählich weiß sahen
Suchbild mit VerkehrsmittelFoto: Jörg Oberheide
3.15 Uhr: Bremen wird von einer zarten Schneedecke eingehüllt.
4.00 Uhr: Klaus R, Geschäftsführer einer Bremer Reinigungsfirma, löst für seine Mitarbeiter Schneealarm aus. Zwei Stunden später beginnen die privaten Unternehmen zeitgleich mit ihren Kollegen von der Stadt, die weiße Decke abzuräumen.
5.00 Uhr: Bei Renate S. klingelt der Wecker. Alles läuft wie jeden morgen, wer schaut um diese Zeit schon aus dem Fenster? Als sie auf den letzten Drücker das Haus verläßt, weiß sie, daß sie zu spät zur Arbeit kommen wird. Sie entspannt sich. So eine tolle Ausrede hatte sie schon lange nicht mehr.
6.00: Ferdinand K. will seine Stammkneipe am Buntentorsteinweg verlassen. Als er die Schneedecke sieht, schwört er, nie wieder zu trinken.
6.30 Uhr:Im Verkehrsstudio Radio Bremen bleibt der Tag ruhig.
7.00 Uhr: Mario F. hat seinen Schulranzen noch nicht eingepackt, dafür steht der Schlitten startklar für den Nachmittag.
7.30 Uhr: Mehrere tausend Bremer ertüchtigen sich beim beidarmigen Schieben der Schneeschaufel.
8.00 Uhr: Die weitreisende Manuela St. flucht. Gerade heute hat der Bus Verspätung. Sie muß den Zug nach Hamburg erwischen. Als sie am Bahnhof ankommt, hat sie gewonnen: Auch der Intercity hat Verspätung.
10.00: In den Bremer Kindergärten werden die letzen Frühstücksbretter vom Tisch geräumt. Das tägliche Programm fällt aus, erlaubt ist, was rutscht. Alles, was größer ist als ein Hundehaufen, gilt als gefährliche Rodelabfahrt.
11.00:Es wird wärmer in Bremen, die Temperaturen klettern über den Gefrierpunkt, der Schnee schmilzt, Schneemänner lassen resigniert die Köpfe hängen.
14.00 Uhr:Schule aus, Kindergarten aus, auf den Eispisten tummeln sich langsam die SchlittschuläuferInnen. Wer keinen Schlitten hat zum Rodeln, nimmt sich eine Plastiktüte. Gerutscht wird wahlweise in der Sitz-, Bauch-, und Rückenlage.
17.00 Uhr: Langsam legt sich die Abenddämmerung über die verschneite Stadt. Die Redaktionsfahrräder der taz sind in der Werkstatt und sollen Schneeketten bekommen. mad
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