piwik no script img

Hohe Dioxin-Werte in Ruhleben

■ Das Gelände des Wasserwerks Jungfernheide ist verseucht/ Umweltverband: Dioxin stammt aus Müllverbrennungsanlage/ BSR sauer über »entstellende« Interpretation eines Gutachtens

Ruhleben. Auf dem mittlerweile dritten Erörterungstermin zum Ausbau der Müllverbrennungsanlage (MVA) Ruhleben, der morgen stattfinden soll, dürfte das Thema der Dioxinbelastung eine wichtige Rolle spielen. Wie der Berliner Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gestern in einer Erklärung mitteilte, hat der bisherige Betrieb der MVA nämlich zu einer erheblichen Belastung des Bodens in der Umgebung mit hochgiftigen Dioxinen und Furanen geführt. Dies ergebe sich aus einem noch vom alten Senat in Auftrag gegebenen Bodengutachten.

Nach Angaben des BUND wurde mit 35 Nanogramm pro Kilogramm Boden der Spitzenwert ausgerechnet auf dem Gelände des Wasserwerks Jungfernheide gemessen. In zwei Kleingärten in der Nähe der Müllverbrennungsanlage seien Werte von 20 Nanogramm registriert worden. Der Umweltschutzverband wies in diesem Zusammenhang darauf hin, daß das Bundesgesundheitsamt bereits Vorkommen des Seveso-Giftes Dioxin von über fünf Nanogramm für bedenklich hält. Das Amt empfiehlt, an diesem Grenzwert die landwirtschaftliche bzw. gärtnerische Nutzung einzuschränken und rät vom Verzehr bestimmter Pflanzen ab.

Die Ruhlebener Verbrennungsanlage gilt unter Experten schon lange als Hauptquelle von Dioxin- Emissionen in der Stadt. Vor der Modernisierung soll sie bis zu zehn Nanogramm pro Kubikmeter Abluft ausgeblasen haben. Gleichwohl nannte der Technische Geschäftsleiter der BSR, Fischer, gestern gegenüber der taz die BUND-Feststellung, der Betrieb der MVA habe für die hohen Dioxinvorkommen in der Umgebung gesorgt, »falsch und entstellend«. Man müsse von einer Vielzahl von Quellen ausgehen, beispielsweise den Krematorien. Die gefundenen Werte seien auch relativ zu sehen, denn die Böden der Stadt wären durchschnittlich bereits mit 30 Nanogramm Dioxin verseucht. Mit dem geplanten neuen Kessel möchte die BSR in Ruhleben ihre Verbrennungskapazität um 60.000 auf jährlich 460.000 Tonnen Abfall steigern. thok

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen