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MieterInnen im Schock

■ Westberliner Baufirma Data Domizil modernisiert in Prenzlauer Berg: Miete steigt um das Zwanzigfache

Prenzlauer Berg. Entsetzen bei den MieterInnen des Hauses Fehrbelliner Straße 50 in Prenzlauer Berg: Die Mieten ihrer Altbauwohnungen sollen auf das Zwanzigfache steigen, schrieb ihnen die neue Hausverwalterin, die Firma Data Domizil. Eine Mieterin soll etwa statt 65 Mark künftig fast 1.400 Mark zahlen. Eine so hohe Miete ist für alle BewohnerInnen unbezahlbar. »In dem Haus wohnen viele Rentnerinnen mit wenig Geld, die sind total schockiert von diesem Schreiben«, berichtet Gerhard Heß von der Berliner Mieter-Gemeinschaft. Der Grund für die Mieterhöhung: Das Haus wird mit privatem Geld saniert, Zentralheizung, Gegensprechanlage, Verkabelung, Bad, neue Küchen und Isolierglasfenster werden eingebaut. 100.000 Mark sollen in jede Wohnung investiert werden. Nach den neuen Bonner Gesetzen sind dann Mieterhöhungen in dieser Höhe — zu denen noch die Betriebskosten kommen — legal. Dies ist der erste bekanntgewordene Fall, wo dieses Gesetz in die Praxis umgesetzt wird. »Wir raten den MieterInnen trotzdem, die Modernisierung abzulehnen und es auf einen Prozeß ankommen zu lassen«, sagt Heß. Der Hauseigentümer müsse die MieterInnen im Zweifelsfall verklagen, eine solche Mieterhöhung sei »utopisch«.

Dies ist aber nur eine Vorahnung davon, was auf viele Ostberliner MieterInnen zukommen wird. »Die meisten privaten Wohnungsspekulanten werden derart zuschlagen«, meint Heß. Bereits jetzt sind knapp die Hälfte aller Wohnungen in Prenzlauer Berg in Privatbesitz, die Tendenz ist steigend. Die Data Domizil, die die Fehrbelliner Straße 50 verwaltet, ist schon öfter in die Schlagzeilen gekommen, etwa als sie vor zwei Jahren ein Haus in Kreuzberg rechtswidrig räumen ließ. Außerdem hatte sie vor Monaten versucht, sich die Verwaltung sämtlicher Häuser am Prenzlauer Berg unter den Nagel zu reißen — zum Glück erfolglos. esch

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