Wer hat Spaß an schlechtem Rock?

■ Diese Woche in Bremen: Die Leningrad Cowboys, Gruftmusik und Jazz

Zuerst war da nur ein „schlechter Film über eine noch schlechtere Rockband“. So urteilte nicht etwa ein angewiderter Kritiker, sondern der Regisseur Aki Kaurismäki selbst über „Leningrad Cowboys Go America“. Und um die gnadenlos überdrehte Komödie über eine russische Band, die nicht einmal in der Tundra ankommt und deswegen die USA unsicher macht, bildete sich schnell ein Kult. Deswegen wurde die längst aufgelöste Band wieder zusammengetrommelt und auf Deutschlandtournee geschickt. Mit riesigen Frisuren, die wie schwarzlackierte Hahnenkämme aussehen und in den spitzesten Schuhen der Rockgeschichte werden sie im Modernes am 20.2. um 20 Uhr nach dem Motto „je schlechter desto besser“ kein Rock'n'Roll Klischee auslassen und sich mit starkem finnischen Akzent an den schönsten Songs von Elvis und Co. vergehen. Langweilig wird das bestimmt nicht.

Aber es gibt diese Woche auch einige Konzerte mit Musikern, die sich zumindest bemühen, gute Musik zu machen. Die neue Bremer Rockband Mobocrazy wird zum Beispiel am 14.2. im Newtips mit „breiten, ausgefeilten Keyboardarrangements“ (Pressematerial) zu hören sein. Am 15.2. wird im Modernes die Gruppe N'Gewel Saf-Sap traditionelle Musik und Tanz aus dem Senegal vorführen, mit Gesängen in den verschiedenen Dialekten des Landes und als besonderer Attraktion einem Tanz auf Stelzen. Am 16.2. treten im Kito nacheinander die Gruft-Rockgruppe Girls Under Glass (übrigens in rein männlicher Besetzung) und die Bremer Szeneband Jelly Phlegma auf. Dazu steht warnend im Pressetext: „Nichts für Weicheier.“

Für diese (zu denen ich mich wohl auch zählen muß) gibt es stattdessen einige Jazzkonzerte. Am 19.2. im Haus der Naturfreundejugend in der Buchtstraße etwa die zehnte Veranstaltung der Reihe Improvisationen mit zwei Duos: zuerst die Bremer Martin Verborg (sax, viol.) und Uli Sobotta (euph, git.), danach spielt Verborg mit dem Schlagzeuger Hans Clauss. Am 20.2. um 20.00 Uhr tritt im Kultursaal der Angestelltenkammer das deutsche Quartett “Cool Blue“ mit den beiden Ex-Bremer Jazzmusikern Johannes Seidemann (sax) und Jörn Schipper (dr.) auf und spielen, wie der Pressetext wenig präzise behauptet: akustischen New Jazz. Am 21.2. kommen schließlich zwei internationale Veteranen des Jazzrocks nach Vegesack. Im Kito spielen der Gitarrist Philip Catherine und Bassist Miroslav Vitous, eines der Gründungsmitglieder von „Weather Report“.

Willy Taub