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Geld nach Großbritannien

■ Nahostländer verlagern Konten nach Westeuropa MIT DEM ÖLREICHTUM AUF DU UND DU

Basel (dpa/taz) — Schon kurz nach dem Einmarsch Saddam Husseins in Kuwait am 2. August 1990 und lange vor dem Beginn des heißen Krieges ist Geld aus den reicheren Ländern des Nahen Ostens nach Europa und in die USA transferiert worden. Wie es im jüngsten Bericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel heißt, verlagerten die Ölexportländer des Nahen Ostens ihre Reichtümer vornehmlich nach Großbritannien, in die Schweiz und die USA.

Nach dem Bericht über das 3. Quartal 1990 wurden die Bankbeziehungen zu Kuwait und den Irak durch Saddams Einmarsch „ernstlich gestört“. Auch der bedeutendste Finanzplatz der Golfregion, Bahrain, habe den Abzug von größeren Geldmengen gespürt. So gingen die internationalen Forderungen der westlichen Banken in Bahrain von Juni bis September 1990 um 14Prozent zurück. Gleichzeitig hoben die Opec-Länder des Nahen Ostens bei westlichen Banken mehrere Milliarden Dollar ab. Die höchsten Beträge holten sich Saudi- Arabien (5,2 Milliarden Dollar) und die Vereinigten Arabischen Emirate (3,4 Milliarden) von ihren Konten. Dagegen flossen aus anderen arabischen Ländern erhebliche Mittel zu. So stiegen die Verbindlichkeiten der westlichen Banken gegenüber Ägypten und Syrien um 2,5 und 0,9 Milliarden Dollar. Insgesamt stellte die BIZ trotz Golfkrise und einer Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit in den großen westlichen Industrieländern im 3. Quartal 1990 eine „deutliche Erholung“ der weltweiten Bankgeschäfte fest.

Wichtigster Einflußfaktor war ein Wiederaufleben der internationalen Aktivitäten japanischer Banken. Außerdem gab es ein recht hohes „Mittelaufkommen von Privatpersonen und Nichtbanken“ auch über Treuhandkonten bei Banken in der Schweiz — vermutlich trugen auch einige Ölscheichs aus Kuwait kräftig dazu bei.

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