: Indonesien
■ Betr.: "Der Prophet nur auf Platz elf", taz vom 29.1.91
betr.: „Der Prophet nur auf
Platz elf“ von Dorothe Wenners,
taz vom 29.1.91
[...] Offenbar stand der Wunsch Pate, aus Gründen aktueller Anti-Islam-Emotionen — wegen Saddam Husseins Heiligem Krieg — eine weniger blutrünstige Perspektive des Islams entgegenzustellen. So weit, so akzeptabel. Doch wenn dann aus dem vermuteten Ansinnen ein derart unkritischer Bericht entsteht, ist es schade um den Platz auf der Hintergrundseite.
Salman Rushdie wurde wegen seines Buchs Satanische Verse vom greisen Khomeini auf die Todesliste gesetzt. Wenn nun die indonesische Zeitschrift 'Monitor‘ aufgrund eines mißliebigen Artikels verboten wird und dessen Herausgeber im Knast sitzt, um dort „auf seine Verhandlung nach zivilem Recht“ zu warten, scheint dies vergleichsweise fortschrittlich und vorbildlich zu sein.
Wo aber die Macht einer Religionsgemeinschaft, hier des Islam, zum Verbot einer Zeitschrift und Inhaftierung von dessen Herausgeber benutzt wird, scheint es mit den „von einander nicht zu trennenden Begriffe[n] Toleranz und Islam nicht weit her zu sein.
Es ist schon merkwürdig: Nachdem sich in Europa in jahrhundertelangem Ringen die Überzeugung der verfassungsmäßig garantierten Religionsfreiheit durchgesetzt hat (wenn auch gegen die Amtskirche), wird nun in der taz implizit dem Religionszwang das Wort geredet: „Die indonesische Staatsideologie „Pancalia“ verpflichtet jeden Indonesier [...] sich zu einer Religion zu bekennen, zu welcher, wird aber bewußt offen gelassen.“ Naja, mit etwas Zynik ließe sich sagen: Im Vergleich zu 1965, als nach der kommunistischen Revolte alles Atheistische, Nichtmuslimische oder Kommunistische verfolgt und ermordet wurde (über 500.000 Tote), ist Pressezensur, willkürliche Verhaftung und Glaubenszwang natürlich fortschrittlich. Harald Schmid, Hamburg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen