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Die Kraft des Tanzes

■ Porträt einer Emigrantin

Das Porträt einer außergewöhnlichen Frau: Hilde Holger, in den 20er und 30er Jahren gefeierte Wiener Ausdruckstänzerin, Choreographin und Tanzpädagogin. Sie, die in der Tradition von Rudolf Laban und Mary Wigmann steht, lebt heute, 85jährig, in London und geriet über viele Jahre hin in Vergessenheit. Wegen ihrer jüdischen Herkunft mußte sie 1939 nach Bombay emigrieren, verlor unter der Naziherrschaft ihre gesamte Familie und kehrte 1984 nach Europa (London) zurück. Für sie war der kreative expressive Tanz das Lebenselixier während ihrer Odyssee: Wien-Bombay-London. Dieser Tanz brach endgültig mit dem klassischen Ballett und suchte neue Formen der Körpersprache. Die Zeit der „sterbenden Schwäne, tanzenden Nymphen und den ewig lächelnden Ballerinen“ war für sie schon als Schülerin von Gertrud Bodenwieser vorbei. Nicht die Haltung des Körpers, der Arme und Beine, das Erlernen von Positionen (Attitude und Arabesque) stand im Mittelpunkt, sondern die fließende Bewegung, die von der Körpermitte ausgeht und sich in Arm- und Beinbewegungen bis in die Fingerspitzen hin fortsetzt. Im expressiven Tanz beziehen sich alle Bewegungen auf den Körper in seiner Ganzheit. In ihm vereinigen sich Körper, Seele und Geist.

Für Hilde Holger ist der kreative expressive Tanz umfassend, er schließt Theater, Musik und Bildende Kunst mit ein und verweist somit auf die Wurzeln der heutigen Formen der Performance. Der Publizist, Theaterwissenschaftler und versierte Kenner der internationalen Tanzszene, Rick Takvorian, porträtiert in dem vorliegenden Buch sehr anschaulich und informativ das Leben und Werk dieser faszinierenden Frau, deren schöpferische Kraft sich in Solotanz, Choreographie und Tanzpädagogik ausdrückte. Ihr Leben, das durch genaue Recherchen, Interviews und Bildmaterial dokumentiert wird, spiegelte sich in ihrer künstlerischen Arbeit wider, beeinflußte und veränderte es.

Die Kraft des Tanzes zu erleben und offen für neue Ideen zu sein, ist auch heute noch Ziel ihrer tanzpädagogischen Arbeit.

Die Lektüre inspiriert nicht nur in Richtung Integration der künstlerischen Ausdrucksformen Tanz-Theater-Musik-Bildende Kunst weiterzudenken, sondern animiert auch, selbst kreativ tätig zu werden. Das Buch — ein gelungenes Dokument einer fast vergessenen ausdrucksstarken Frau, die zur Avantgarde des zeitgenössischen Tanztheaters gehört. Anne Heinz

Die Kraft des Tanzes

Hilde Holger

Wien-Bombay-London

Hrsg. von Denny Hirschbach und Rick Takvorian

Verlag Zeichen und Spuren, 38 Mark

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