Regelmäßige Unterschlagungen

■ Betr.:“Ich bin Neger, ohne aber“, taz v. 2.2.91 und „Wiederstand und Folkloreschau: Capoeira im Überseemuseum“ vom 4.2.91

Schon fast erwartungsgemäß unterschlug die an sich gelungene Darstellung der Ausstellung „Transatlantik — Begegnung zwischen Afrika und Brasilien“ völlig, wer hinter diesem Unternehmen steht: das Informationszentrum (IZA) hat in Kooperation mit anderen Bremer NGOs (BIZ, Brasilien-Gruppe) die Transatlantik- Ausstellung nach Bremen geholt, die gesamte Infrastruktur, das Begleitprogramm, die Öffentlichkeitsarbeit organisiert und auch die Begleitbroschüre neu herausgegeben.

Den Journalisten war dieses sehr wohl bekannt, waren Sie doch vom IZA zur Pressekonverenz geladen worden. Dennoch findet sich weder in dem relativ langen Artikel der taz noch in dem Pendant des Weser-Kuriers/Bremer Nachrichten auch nur der kleinste Hinweis auf dei Veranstalter, denen das Übersee-Museum es schließlich zu verdanken hat, seine Ausstellungsfläche mit aktuellen und interessanten Exposes füllen zu können. Der journalistischen Fauxpas wäre verzeihlich, wenn es sich hierbei nicht um ein grundsätzliches Problem handeln würde, das — so kommt es uns bisweilen vor — Methode hat.

Ständig bleiben in Ankündigung bzw. Besprechungen von Vorträgen oder Kulturveranstaltungen die Veranstalter unerwähnt, wenn sie nur „unbedeutend“ und „behördenfern“ genug sind. Eure Berichterstattung über die vor gut einem Jahr vom IZA organisieren afrikanischen Filmtage könnt Ihr unter diesem Aspekt selbst noch einmal überprüfen. Dies Problem betrifft freilich nicht nur IZA. Erinnert sei nur an die öffentliche Huldigung des Bremer Wirtschaftssenats anläßlich des Bremer Beitrages zum Aufbau einer LKW-Reperaturwerkstatt in einem sahaurischen Flüchtlingslager — organisiert und ausgeführt von der für die Medien anscheinend nicht nennenswerten Gesellschaft der Freunde des Sahaurischen Volkes (GFSV). In dieser journalistischen Ignoranz äußert sich eine eklatante Mißachtung derjenigen, die — zmeist eherenamtlich — einen erheblichen Teil des Bremer Kultur — und politischen Lebens tragen. Daß sie dazu gelegentlich mit öffentlichen Institutionen kooperieren, sollte für eine „kritische“ Journaille noch kein Grund sein, sie für nicht erwähnenswert zu halten. Die Indienstnahme von Basisaktivitäten für die Selbstdarstellung hochbezahlter Spitzenbeamter und Politiker hält die taz nichts entgegen, wenn sie wider besseren Wissens die eigentlichen Akteure unterschlägt und damit die Abgründe der kulturpolitischen Mangelverwaltung in Bremen verdeckt. In diesem Sinne: „Was woanders nicht steht, steht in der TAZ“.

Jutta Franz, Peter Oesterdiekhoff, Eberhard B. Plümpe (IZA)