: Die taz befragte PhilosophInnen und Friedensforscher zum Golfkrieg. Wir stellten folgende Fragen
Die taz befragte PhilosophInnen und Friedensforscher zum Golfkrieg. An der Umfrage beteiligten sich Karl- Otto Apel, Axel Honneth, Elisabeth Lenk, Wilhelm Schmid, Robert Spaemann, Reiner Steinweg und Wolfgang Welsch. Nach dem heutigen Beginn mit Robert Spaemann und Reiner Steinweg dokumentieren wir am Dienstag und Samstag kommender Woche dieweiteren Stellungnahmen. Wir stellten die folgenden Fragen zur Diskussion:
1.Der Konsens der UNO heißt Krieg zur Befreiung Kuwaits; eine Begründung dafür liegt in der Angst vor Schlimmerem und knüpft an den „gerechten Krieg“ gegen Hitler an. Genügt es unter den herrschenden Umständen, gegen Krieg zu sein? Oder muß man angesichts der Möglichkeit, daß der Irak ABC-Waffen einsetzt, auch den Pazifismus einer Wahrscheinlichkeitsrechnung unterziehen, einer Art Schadensvergleich mit dem Krieg?
2.Pazifisten werden derzeit dafür angegriffen, auf der „moralisch bequemen“ Seite der „Guten“ zu stehen, während das Kriegsprogramm weiterläuft. Wird ihre Haltung damit praktisch denunziert (immerhin war man gefahrlos dagegen, während andere ihr Leben riskieren)?
3.Die arabische Welt erfährt die Präsenz der USA offensichtlich nicht ungeteilt als Hilfe, sondern auch als eine weitere politische Demütigung. Spielen eurozentristische Motive im Verlangen „nach einer Neuordnung dieser Region“ eine Rolle — beispielsweise das Unbehagen, an einem nicht säkularisierten, nicht demokratisch organisierten Teil der Welt? Würden Sie der These zustimmen, dieser Krieg sei nicht nur eine Fortsetzung der Politik, sondern auch der Aufklärung mit anderen Mitteln?
4.Ist die UNO nach Ende des Kalten Krieges die Institution, die Völker- und Menschenrechte und ein neues Sicherheitssystem durchsetzen kann? Ist sie eventuell sogar im Kern eine Institution, die zu einer Weltregierung führen kann, und halten Sie eine solche für wünschenswert?
5.Japan kommt seiner besonderen historischen Verantwortung per Verfassung durch den Grundsatz nach, nur im direkten Verteidigungsfall Gewaltanwendung zu erlauben. In allen anderen Fällen — so auch dem derzeitigen — werden Schecks ausgestellt. Nehmen Sie für die BRD eine besondere Verantwortung für den Weltfrieden an, und kann die Ausübung dieser Verantwortung im „Krieg für Frieden“ bestehen?
6.Muß die Bundesrepublik angesichts ihrer historischen Verantwortung und ihrer aktuellen Verstrickung in den Golfkrieg (Giftgas- und Chemiewaffenlieferungen an den Irak) eine Sicherheitsgarantie für Israel übernehmen?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen