: Israel befürchtet jetzt Giftgasangriff
Intifada-Führung ruft zu „dritter Front“ auf/ Schamir „bedauert“ Äußerungen seines US-Botschafters ■ Von Amos Wollin
Tel Aviv (taz) — In Israel wächst die Angst vor einem Chemiewaffenangriff des Iraks als Reaktion auf den offensichtlich unmittelbar bevorstehenden Beginn der Landschlacht. Die Militärbehörden warnen immer wieder nachdrücklich, daß die Gefahr eines irakischen Giftgaseinsatzes in den kommenden Tagen und Nächten besonders groß ist, da Saddam Hussein mit der drohenden Bodenoffensive unter starken Druck der multinationalen Streitkräfte komme. Der Chef des millitärischen Geheimdienstes, General Amnon Schachak, betonte erneut, daß der Irak noch im Besitz von chemischen Sprengköpfen ist und die irakische Armee noch immer keine Zeichen des Zusammenbruchs zeigt. Israelische Militärexperten erklärten, Angriffe mit chemischen Waffen sollten Israel dazu „anspornen“, auch noch in diesem Stadium am Krieg aktiv teilzunehmen.
Insbesondere die Bevölkerung in den dicht besiedelten Küstenstädten wie Tel Aviv zeigt sich ernstlich besorgt und verängstigt, weil es hier keinen effektiven Schutz für den Großteil der Zivilbevölkerung gegen Waffen wie die Scud-Raketen gibt. Nur die Privatwohnungen der wirklich Reichen sind mit bombensicheren und gasgeschützten Bunkern ausgestattet.
Unterdessen hat der israelische Ministerpräsident Schamir die Äußerungen seines Botschafters in Washington, Zalman Schuval, „bedauert“. Schuval hatte der US-Regierung am Freitag in „undiplomatischer“ Form vorgeworfen, Finanzhilfen für Israel unnötig zurückzuhalten, und damit eine ungewöhnlich harsche Reaktion des State Department provoziert.
„Dritte Front“ in den besetzten Gebieten?
Jerusalem (afp/taz) — Die von der PLO dominierte Vereinigte Führung des Volksaufstandes hat gestern in einem Kommunique die Palästinenser in den von Israel besetzten Gebieten zur Ausweitung der Intifada und zur „Eröffnung einer neuen Front gemeinsam mit dem Irak und dem Südlibanon“ aufgerufen. Sie reagierte damit auf die gestrige Aufhebung der Ausgangssperre im gesamten Gaza-Streifen durch die israelischen Militärbehörden. Das Kommunique forderte die Palästinenser auf, die Aufhebung der Ausgangssperre zu nutzen, um die „Konfrontationen“ mit der israelischen Armee zu verstärken.
Nach einer sechswöchigen Zwangspause werden im Gaza- Streifen heute 35 Grundschulen wieder geöffnet. Noch am Sonntag waren im Gaza-Streifen bei Auseinandersetzungen mit israelischen Soldaten erneut 21 Palästinenser angeschossen worden, berichteten palästinensische Kreise.
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