: Frauenhaus: Streik gegen Krieg
■ 2 Wochen Aktionen, aber weiter Aufnahmen
Im autonomen Bremer Frauenhaus — dort leben 16 Mitarbeiterinnen, 20 Frauen, 20 Kinder — gab es zwei Wochen lang Streik gegen den Golfkrieg.
Die taz sprach mit einer der Mitarbeiterinnen.
taz: Das Frauenhaus hat zwei Wochen gegen den Golfkrieg „gestreikt“. Was heißt das?
Christine S.: Wir wollten den Alltag unterbrechen, uns informieren, Kreuzungen blockieren, wir haben mit den Bewohnerinnen diskutiert, Frauen der Palästina- Gruppe eingeladen...
Wer streikte wofür?
Die Mitarbeiterinnen. Wir haben die Gewerkschaften aufgefordert, zu einem Generalstreik aufzurufen.
Den Gewerkschaften werft Ihr in einem Flugblatt vor, bei den Rüstungsexporten untätig zugeschaut zu haben. Sind die die richtige Adresse?
Wir haben wenig Hoffnung. Die Gewerkschaften finden Arbeitsplatzsicherung wichtiger.
“Streik“ heißt, geschlagene Frauen mußten draußen bleiben?
Nein! Wir haben weiter aufgenommen. Nach den Bürozeiten hatten die Frauen das ja auch bisher untereinander geregelt.
Was ausfiel, sind Öffentlichkeitskontakte und Behördengänge, ausführliche Aufnahmegespräche.
Die Bewohnerinnen, machen jetzt Eure Arbeit?
Die Entscheidung ist gemeinsam gefallen. Die Frauen haben gesagt: Wir übernehmen die Aufnahme.
Haben sie mitgemacht beim Streik?
Wenige — aber man muß auch sehen, daß sie in ihrer Lage andere Sorgen haben.
Wir arbeiten ja im sozialen Bereich. Das war auch ein Diskussionsprozeß bei uns: Welche Möglichkeien haben Frauen — noch extremer Hausfrauen und Mütter — zu streiken?
In Eurem Flugblatt wird die „imperialistische USA-Politik“ kritisiert, die Besetzung Kuweits nicht erwähnt...
Wir verurteilen natürlich auch den Einmarsch in Kuwait. Aber wir wenden uns gegen die USA und die Bundesregierung, die ihre Truppen ja schon in der Türkei hat. Es geht denen ja gar nicht um Kuwait, sondern um die „neue Weltordnung“.
Was hat der Streik gebracht?
Wir hatten gehofft, daß noch mehr Projekte in den Streik treten. Das ist aber meines Wissens noch nicht passiert. Es wird aber diskutiert.
Bundesweit streikten 28 autonome Frauenhäuser.
Fragen: S.P.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen