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Vorlauf: Geschäfte mit dem Lebenssaft

■ "Die Montagsreportage: Böses Blut", West 3, So., 20.30 Uhr

Wer Blut spendet, glaubt gemeinhin, es für einen guten Zweck zu tun. In einem Werbespot, der zur Blutspende aufruft, appelliert das Deutsche Rote Kreuz (DRK) an das Gewissen potentieller Spender — bisher mit großem Erfolg. Das könnte sich nach diesem Film von Egmont R. Koch und Irene Meichsner ändern, denn die beiden Autoren haben beim DRK unseriöse Praktiken bei der Weiterverarbeitung und Vermarktung des Blutplasmas festgestellt. Daß es im internationalen Blutgeschäft häufig nicht mit rechten Dingen zugeht, ist immer wieder nachgewiesen worden, doch das DRK hat bis jetzt den Eindruck aufrechterhalten können, sauber und korrekt zu handeln. Weniger bekannt ist die Praxis der gemeinnützigen Blutspendedienste, aus dem lebenswichtigen Saft selbst Medikamente herzustellen.

Der DRK-Blutspendedienst im westfälischen Hagen hat zusammen mit einer dubiosen Schweizer Firma ein modernes pharmazeutisches Zentrum eingerichtet, das auf die Herstellung von Blutplasma spezialisiert ist. Bei der Entwicklung dieser Anlage scheint es dem gemeinnützigen Verein nur um geschäftliche Interessen zu gehen: Die Schweizer Firma Octapharm hat in dem Kontrakt ausdrücklich festgeschrieben, daß das Verfahren zur Herstellung des Blutplasmas in Deutschland nur in den Händen eines Blutspendedienstes bleiben darf.

Wie fleißig die Hagener Filiale vor allem um den eigenen Profit bemüht ist, zeigt die Einführung eines neuen Blutplasmas auf dem Pharma- Markt. Ohne die notwendigen Verträglichkeitsprüfungen und unter Umgehung des Arzneimittelgesetzes, verkauft das DRK das neue Blutplasma, das Aids-Infizierungen ausschließen soll. Experten und Mediziner zweifelten während einer Fachtagung die Wirksamkeit des Medikamentes an und forderten vom DRK Hagen eine Stellungnahme. Doch statt einer Flucht nach vorn kamen nur Ausflüchte. Die Recherchen der beiden Autoren haben zudem ergeben, daß selbst die Kontrollorgane des DRK vom Geschäftsgebahren ihrer Blutspendedienste nichts wissen oder nichts wissen wollen.

Nach diesem Film wird es dem DRK schwerfallen, die Blutspender von der Uneigennützigkeit ihrer Aufgabe zu überzeugen. Christoph Boy

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