: Saisonziel erreicht
■ Hedos München schied im Viertelfinal-Play-off der Eishockeymeisterschaft gegen den Kölner EC aus
München (taz) — Für den Manager des EC Hedos München, Franz Hofer, war das Saisonziel schon vor dem Spiel am Freitag abend erreicht. Die Puckkünste des Kölner EC rühmte er in unerreichbare Höhen und sprach von einem Riesenerfolg, dem übermächtigen Gegner ein viertes Spiel im Play-off-Viertelfinale abgerungen zu haben. Auch der Münchner Trainer Curt Lindström, von den Fans liebevoll „Curti“ genannt, schloß sich der Meinung seines Managers an und bedankte sich bei allen für die schöne und erfolgreiche Meisterschaftsrunde. Allein Eishockey- Methusalem Ignaz Berndaner beweinte vergebene Chancen und behauptete, daß seine Mannschaft die bessere gewesen wäre.
Dabei stand der Beginn der Meisterschaft für Hedos unter keinem guten Stern. Trotz des hervorragenden Zuschauerzuspruchs decken die Einnahmen immer noch nicht die laufenden Kosten, und so müssen jedes Jahr neue Sponsoren gefunden werden. Darüberhinaus wanderten einige der Leistungsträger zu anderen Vereinen ab: Derkatch, der letztjährige Beste, zu Rosenheim. Dazu kamen vereinsinterne Querelen um Vorstand und Finanzen.
Nur einer behielt die Ruhe, nämlich besagter Manager Hofer. Trotz Wirrwarr und Chaos organisierte er eine Sponsorengruppe, bewies mit dem Engagement neuer Spieler wieder einmal seinen Eishockeyverstand und holte den Schweden Lindström aus der Schweiz fürs Traineramt. Der ehemalige Coach der schwedischen Nationalmannschaft formte nach anfänglichen Mißerfolgen aus der nominell durchschnittlichen Mannschaft ein Team, das sich vor allem gegen vermeintlich große Gegner zu steigern wußte. Eine realistische Einschätzung der Leistungsfähigkeit seiner Spieler bedingte eine Taktik, die zwar nicht immer als schön zu bezeichnen, aber um so erfolgreicher war.
Auch gegen Köln versuchte die Mannschaft, die Defensivorder in die Tat umzusetzen: vier Mann an der blauen Linie und einer dahinter zum Sichern. Diese Eishockey-Abwehrmauer und schnelle Stürmer wie Volland, Steiger oder Maj bewirkten die Erfolge. Hinzu kam die Kampfstärke der gesamten Mannschaft und insbesondere die von Ignaz Berndaner. Sich diszipliniert an die Vorgaben des Trainers haltend, führte er seine Mitspieler auf dem Spielfeld und auch außerhalb.
Der EC Hedos besitzt ein Publikum, das sich mit dem der Düsseldorfer EG vergleichen läßt. Die kleine Eishalle in München, oft bejammert ob der mangelhaften Kapazität, kommt der Stimmung zugute. Es mag zwar zur Zeit modern sein, sich von brüllenden, betrunkenen Fans zu distanzieren, aber selbst hier in der weißblauen Enge der Fanblocks hat eine Wendung zum Besseren stattgefunden. Natürlich leiden sie an selektiver Wahrnehmung, aber welcher Anhänger sieht schon die ganze Welt. Sie sind jedoch fachkundiger geworden, und erkennen an, daß auch eine andere Mannschaft als die ihre Eishockey spielen kann.
Am Freitag abend genügte dies alles nicht, um den Kölnern ein fünftes Spiel abringen zu können. Zu sehr war in der laufenden Saison das „Lindström-System“ an die Substanz der Spieler gegangen. Kraftlos mußten sich die Münchner der technischen Überlegenheit des KEC beugen. Trotzdem forderten die Zuschauer mehrere Ehrenrunden und träumen vom nächsten Jahr, wenn es im Halbfinale, das sich unausgesprochen jeder — ob Funktionär, Spieler oder Anhänger — zum Ziel gesetzt hat, gegen die Erzrivalen aus Rosenheim geht.
Die Voraussetzungen scheinen nicht schlecht zu sein. Die Trainingshalle ist demnächst fertiggestellt, die Jugendarbeit macht Fortschritte, vom Zuschauerzuspruch ganz zu schweigen. Die Werbewirksamkeit des Eishockeysportes überzeugt in der an kapitalträchtigen Firmen reichen Stadt immer mehr „Geldige“. Wenn sich die Führungsmannschaft des EC Hedos weiterhin über Vereinsmeierei hinwegsetzt und den Weg geht, der obige Firmen reich gemacht hat, könnte der Club in die Fußstapfen des MTV 1879 München treten. Jener Verein holte als bisher einziger den Titel eines Deutschen Meisters in die Landeshauptstadt. Werner Steigemann
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