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Propaganda statt Fakten „Siege“ auf beiden Seiten

■ Während die Alliierten angeblich unmittelbar vor der Eroberung Kuwait-Citys stehen, haben die Irakis nach eigenen Angaben die Offensive zurückgeschlagen/ Proteste in den meisten arabischen Staaten

Riad/Washington/Bagdad (dpa/ap/ afp) — Seit Beginn der alliierten Bodenoffensive ist nicht nur die Diplomatie, sondern auch der Journalismus vor Ort völlig am Ende. Obwohl das alliierte Oberkommando die anfangs verkündete totale Nachrichtensperre mittlerweile wieder durch Pressebriefings ersetzte, blieb die Situation auf dem Schlachtfeld verworren und widersprüchlich. Vor allem die Meldungen aus Bagdad standen in völligem Widerspruch zu den Siegesparolen aus Riad. Während Saudis und US-Generäle von einem planmäßigen, enorm erfolgreichen Vormarsch sprachen, der zudem kaum eigene Verluste gefordert habe, verkündete Radio Bagdad den Erfolg einer eigenen Gegenoffensive in deren Folge die Amerikaner ihre brennenden Panzer fluchtartig verlassen hätten. Danach hätten die Irakis den ursprünglichen Frontverlauf widerhergestellt. Im Gegensatz dazu stehen die alliierten Meldungen, nach denen die Eroberung Kuwait-Citys unmittelbar bevorstehe.

Während US-Präsident Bush im Weißen Haus „seinem Gott“ für „den erfolgreichen“ Vormarsch dankte, wurde in den meisten Staaten des Nahen Osten der Bodenkrieg als eine Aggression des Westens gegen die arabische Welt scharf verurteilt.

In Ägypten riefen mehr als 120 Intellektuelle ihre Kollegen in aller Welt zu Protesten gegen den „zerstörerischen und rassistischen Krieg“ auf, in Jordanien, Jemen und in Nordafrika gingen tausende von Demonstranten auf die Straße. Von den bundesdeutschen Parteien kritisierten dagegen nur die Grünen und die PDS die Eskalation des Krieges. Der geschaßte Admiral Schmähling bezeichnete die Bodenoffensive als „absolut vermeidbares Blutvergießen“, das lediglich um des Prestiges des US-Präsidenten Bush willen erfolge. SEITE 2

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