: Machen Sie das Beste aus Ihrem Grab
■ Friedhofsgärtner und Steinmetze haben es auch nicht leicht mit den sparsamen Hinterbliebenen
Wenn Sie persönlich für die Zeit nach Ihrem irdischen Dasein das Schlimmste verhindern möchten, dann kommt für Sie eigentlich nur ein Vorab-Grabpflege-Vertrag in Frage. 7.000 BremerInnen profitieren schon von der beruhigenden Möglichkeit, selbst und rechtzeitig entschieden zu haben, welches immergrüne Grün in welcher Höhe, welcher Stein mit welcher ehrenvollen Inschrift ihre bremische Grabstätte einmal zieren wird. Denn mit den Anverwandten, den Hinterbliebenen, kann Ihnen ganz schön was blühen. Oder eben außer Efeu gar nichts!
Aus schnöden Mammongründen guckt die Verwandschaft nämlich bei Todesfällen inzwischen ziemlich auf die Kosten. Und weil die für die Dienstleitung Beerdigung in Bremen besonders hoch sind, spart man eben, wo man kann. Und die Politiker zählen die Friedhöfe zwar immer gern mit zu den städtischen Grünflächen, langen aber bei den Gebühren dann ganz ungeniert zu: 3.000 (dreitausend) Prozent Gebühren-Erhöhung für die kommunalen Gevierte der Letzten Ruhe gab es in Bremen innerhalb von 20 Jahren! Das alles war gestern bei einem Pressegespräch mit Vertretern der Friedhofsgärtner und der Steinmetze im Rahmen der Blumenschau in der Stadthalle zu erfahren.
Die Hinterbliebenen also trauern — und rechnen. 2qm Grabfläche (Platz für einen Sarg) kosten 1.050 Mark, 4qm für 2 Särge und 8 Urnen 3.175,-Mark; nach 25 Jahren muß neu bezahlt werden. Totenhemd, Sarg mit Trägern, Trauerschmaus und Musiker kosten noch erheblich obendrauf. Kein Wunder, daß der Trend zur „anonymen Bestattung“ kommt: Urnen werden in einem 30-x-30-cm-Feld für nur 360,-Mark versenkt, eine namenlose Entsorgung, und nur die Friedhofsverwaltung weiß dann, wessen Asche wo lagert.
Also: lieber vorsorgen, bei Gärtnern und Steinmetzen das Passende bestellen — und die Kosten für künftige Blumenrabatten und Sandsteine aufs Nordwestdeutsche Treuhandkonto einzahlen. Sofort nach dem „Rentenwegfallalter“, wie manche Versicherungen den Tod ihrer Mitglieder sinnfällig nennen, wird dann nach Ihren Vorstellungen geschachtet, gepflanzt und gemeißelt. Da müssen Sie später nicht unter simplen Grabsteinen liegen, die womöglich billig nur Ihren Namen eingeritzt tragen, sondern können sich auch Ähren meißeln lassen, wenn Sie zum Beispiel Bäckerin waren, und einen Sinnspruch dazu. Gerade beim Stein neigt die Verwandschaft, Pech für die Steinmetze, nämlich zum Sparen: Er wird eben zuletzt ausgesucht.
Aber halt! Auch Sie können nicht einfach, wie Sie wollen — da sind die Friedhofs-Verordnungen vor. Bewährt haben sich doch immer so schön Efeu und Cotoneaster; überhaupt haben Sie bei Bodendeckern große Freiheiten. Über Koniferen werden Sie schon verhandeln müssen, hohen Ahorn und dicke Rhododendren können Sie sich gleich aus dem Kopf schlagen. Eine „gewisse Monotonie“ auf Bremer Gräbern gestand der Friedhofsgartenbau-Vetreter Hans Tangemann gestern durchaus ein: „Die Bepflanzungs-Vorschriften sind verdammt eng gegriffen!“ Aber wo käme man auch hin! Schließlich bestehe die Gefahr, daß das Ganze „ausufert und abgleitet ins Kitschige“. Roma und Sinti beispielsweise mit ihrer Liebe zu „unheimlichen Mengen von Kunstblumen — das wird geduldet, abeer das kann keine uns sympatische Friedhofs-Gestaltung sein!“ Susanne Paas
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