: Musikausbildung ade
■ Lehrer der Jugendmusikschule flüchten
Wenn es ums Geld geht, dann werden die bremischen Kulturverwalter zu echt hartgesottenen Pokerknaben. Jeder Bluff und viele Mittel sind ihnen recht, um das spärliche Geld zusammenzuhalten, alles, wenn es denn hilft, die Kosten für den Kulturbetrieb niedrig zu halten. Wie in all den anderen Sparten sind auch die Musiklehrer der Jugend-und Volksmusikschule von dem kompromißlosen Sparkurs der Verwalter betroffen. Angesichts der Tatsache, daß die Behörde den teilzeitbeschäftigten Musiklehrern die BAT-angelehnte Bezahlung verweigert, die sie in anderen Bundesländern erhalten, treibt diese in Scharen aus der Stadt. Für eine Musiklehrerin macht dies bei der erlaubten Höchstzahl von 12 Wochenstunden einen Unterschied aus von pro Wochenstunde monatlich 88,23 Mark (Bremen) zu 144,51 Mark (Niedersachsen). Ein diplomierter Bremer Musiklehrer, der auf Teilzeitbasis an der Musikschule unterrichtet, darf also monatlich an der Schule nicht mehr verdienen als 1060 Mark. Für die Butter auf das Brot muß er sich nach Nebenjobs umschauen.
Ein knappes Viertel der LehrerInnen der Musikschule hat allein im Jahr 1990 aus der Stadt ins Umland gewechselt und vor den Gerichten laufen diverse Muster- Prozesse mit dem Ziel, die Stadt Bremen zu zwingen, die teilzeitbeschäftigten Lehrkräfte als Arbeitnehmer anzuerkennen und sie gemäß ihrer Stundenzahl anteilmäßig nach BAT zu bezahlen. Die Jugend-und Volksmusikschule bleibt so zwar unglaublich billig, eine kontinuierliche Musikausbildung, wie sie auch auf den sozialdemokratischen Behördenfahnen steht, ist so jedenfalls nicht zu gewährleisten. step
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