Venezuelas Ölindustrie will die Opec verlassen

Wien (taz/dpa) — Die venezolanische Ölindstrie hat für einen Austritt des Landes aus der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) plädiert, verlautete am Mittwoch aus Opec-Kreisen in Wien. Dort hatten sich am Montag Delegationen aus sechs der 13 Mitgliedsländer zu informellen Gesprächen über die Zukunft des Ölpreises nach Beendigung des Golfkrieges getroffen. Ohne noch an weiteren bilateralen Gesprächen teilzunehmen, war der venezolanische Ölminister Armas wieder nach Caracas zurückgeflogen.

Die selbstbewußten Manager der staatlichen venezolanischen Ölindustrie erwarten im Gegensatz zu ihrer Regierung offenbar nicht, daß die Förderländer nach Kriegsende die Quotendisziplin einhalten werden. Zudem ist der Finanzbedarf der Golf-Anrainer einerseits sehr hoch, andererseits aber so ungleich, daß auch die Neuverhandlung der derzeit aufgehobenen Quoten extrem schwierig wird.

Schließlich haben die Manager weitreichende Expansionspläne, bei denen auch ihnen die Förder-Einschränkungen nur hinderlich würden: So schnell wie möglich soll mit einer Investitionssumme von sechs Milliarden Dollar die Förderkapazität um eine Million Barrel pro Tag erhöht werden, nachdem mit der kriegsbedingten Steigerung der Tagesleistung von 1,9 auf 2,5 Millionen Barrel die Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Ferner wird bereits in der Karibik, in Honduras, Guatemala und Tansania nach weiterem Öl gesucht. In der venezolanischen Politik haben die Manager ein gewichtiges Wort mitzureden: Sie besorgen 80 Prozent der Deviseneinnahmen des hochverschuldeten Landes.

Ein letzter Versuch, die Ölindustrie umzustimmen, könnte beim bevorstehenden informellen Treffen der Opec-Ölminister am 11. März in Wien gestartet werden. Dort will die Regierung Venezuelas gemeinsam mit Libyen, Gabun, Indonesien, Nigeria und Algerien die Wiedereinsetzung der Quoten fordern. diba