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Für Saddams „politischen Selbstmord“

USA wollen Saddam Hussein durch „totale Niederlage“ zum „politischen Selbstmord“ treiben  ■ Aus Washington A. Zumach

Wird George Bush auch nach der Anerkennung aller zwölf UNO-Resolutionen durch den Irak — wie vom irakischen UNO-Botschafter angekündigt — noch einen Grund gefunden haben, die Vernichtungsschlacht gegen Iraks Truppen fortzusetzen? Denn die Taktik der Regierung der USA zielt darauf ab, Saddam Hussein durch Beibringung einer „totalen militärischen Niederlage“ zum „politischen Selbstmord“ zu zwingen. So beschrieben gestern Vertreter der Bush-Administration in Washington die Strategie gegenüber dem irakischen Führer.

Saddam Hussein solle sich durch „öffentliche Bekennung seiner Fehler und Verbrechen im eigenen Land und der arabischen Welt selbst diskreditieren“. Eine Mehrheit der Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates unterstützt die inzwischen vom Irak offenbar eingelöste Forderung der USA, daß Irak vor einem Waffenstillstand alle zwölf Resolutionen des Gremiums anerkennt.

In der Bush-Administration wird davon ausgegangen, daß Saddam Hussein das Ende des Krieges zunächst überleben und an der Macht in Bagdad bleiben wird. Er solle „nicht die Möglichkeit haben, sich zum Märtyrer zu stilisieren“, beschreiben Regierungsoffizielle den Grund für die harte Linie Washingtons. Es gelte, jetzt die Voraussetzungen für seinen baldigen Sturz durch innenpolitische Gegner zu schaffen. Dazu dienen die totale Vernichtung des irakischen Militärpotentials und weitreichende politische Forderungen und Bedingungen für einen Waffenstillstand.

Diese werden inzwischen nicht mehr nur von zahlreichen politischen Beobachtern und Journalisten der großen Medien, sondern auch von Vertretern der Administration offen als „entwürdigend“ beschrieben. Aus dem Kongreß heraus erhält diese Strategie bislang volle Unterstützung. Gegner haben sich öffentlich noch nicht zu Wort gemeldet — nicht zuletzt aus Angst, dies könne die Wiederwahl im Herbst 1992 gefährden.

Ein Reihe von Abgeordneten der republikanischen Rechten forderten am Dienstag offen den Vormarsch der US-Streitkräfte bis Bagdad und ein Attentat auf Saddam Hussein. Dessen „schnelle Ermordung“ sei „besser als der Tod weiterer US-Soldaten“.

Diesen Forderungen wird von der Administration und der republikanischen Kongreßführung noch widersprochen, u.a. mit dem Argument, ein toter Märtyrer sei mittelfristig gefährlicher für die US-Interessen in der Nahostregion als ein gedemütigter und weitgehend machtloser Saddam Hussein.

Es wird in Washington jedoch nicht mehr ausgeschlossen, daß die Administration in einer geheimen Abmachung Israel erlaubt, zum Ende des Krieges oder kurz danach ein Attentat bzw. einen militärischen Schlag gegen Saddam Hussein zu verüben. Die USA, so wird das Szenario beschrieben, würden Israel dafür zwar ihre Geheimdiensterkenntnisse über den Aufenthaltsort des irakischen Führers zur Verfügung stellen, wären „offiziell“ an einem derartigen Unternehmen jedoch nicht beteiligt.

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