piwik no script img

Demokratische Strukturen fehlen-betr.: "Kein Krieg der Religionen" von Chandra Muzaffar, taz vom 11.2.91

betr.: „Kein Krieg der Religionen“ von Chandra Muzaffar,

taz vom 11.2.91

[...] Mit solchen propagandistischen Beiträgen sollte man in der heutigen ernsten Lage sehr vorsichtig umgehen. [...] Wer immer wieder die UN- Resolutionen gegen Israel mit denen gegen Saddam Hussein vergleicht, sollte sich auch einmal überlegen, warum in der ganzen Welt die moralische Entrüstung über Saddam Hussein so viel größer ist, als es die über Israel jeh war. Wer die Doppelmoral der Amerikaner und die Doppelzüngigkeit der britischen Kolonialherren ohne Seitenblick auf die völlige Abwesenheit von welcher Moral auch immer bei Saddam anprangert, der ist einfach unglaubwürdig. Und wer Atatürk, Nasser und Chohmeini mit Saddam auf eine Linie setzt, der tut das auch mit Napoleon und Hitler, und hat anscheinend überhaupt nichts vom Phänomen des Nationalsozialismus verstanden, weder von der deutschen noch von der irakischen Variante.

Ich würde dem Bürgerrechtler Muzaffar die Frage vorhalten: Kann man auf Dauer ungestraft die westliche Technik einkaufen und benutzen, ohne auch die Demokratie zuzulassen, durch die sie getragen wird? Solange der Begriff „Demokratie“ in den arabischen Ländern zu den Märchen von Tausend und eine Nacht gehört, wird es auch keine Lösung für die Palästinenserfrage geben, denn nur in Demokratien lernt man verstehen, daß einen Kompromiß schließen keine Schande ist, wie es bis jetzt fast alle Araber empfinden. Und ohne Kompromisse ist die Palästinenserfrage nicht zu lösen. Aber die arabischen Staaten, die jetzt darüber konferieren, was nach diesem Krieg zu tun sein wird, reden über alles, nur nicht über die Notwendigkeit in den arabischen Ländern demokratische Strukturen einzuführen. Oder will man das wieder den Amerikanern überlassen? Dr.J.D.J.Buwe, Leeuwarden

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen