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betr.: "zu Hause fühle ich mich einfach sicherer", taz vom 20.2.91

betr.:„zu Hause fühle ich mich einfach sicherer“, taz vom 20.2.91

Soeben ist mein zweiter Sohn zuHause geboren worden. Die Hebamme ist gerade gegangen, der Arzt schon vorher. Mein Jüngster schläft im Arm seiner Mutter. Bin voller guter Gefühle, noch ganz erfüllt vom Erleben der Geburt und allem, was damit zusammenhing, als ich einen Blick in die taz des Tages werfe und lese, daß eine Deutsche Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie gegen Hausgeburten tönt und Hausgebärenden und ihren helfenden Ärzten quasi grundsätzlich Leichtfertigkeit vorwirft.

Spontan empfinde ich Empörung, Wut und schließlich auch Angst, daß diese „Gesellschaft für...“ und speziell ihre unredlichsten Betonköpfe real-banal Macht haben, die sie lebensfeindlich einsetzen können. Wenn sie das können, dann muß man diese Fachgesellschaft angreifen, bis sie sich bessert.

Bei der Geburt meines ersten Sohnes vor über 22 Jahren durfte ich nicht einmal dabeisein. Sehr oft habe ich mir seitdem privat und in Psychotherapien schildern lassen, wie es Menschen mit ihren oder sie betreffenden Schwangerschaften und den Geburten ihrer Kinder ging. So wußte ich sehr wohl, warum ich mir für mein zweites Kind Hausgeburt wünschte und bin mehr als zufrieden über das Ergebnis der ganzen Sache.

Krankenhäuser sollten natürlich auch für Geburten zur Verfügung stehen (und vielleicht u.a. etwas mehr Hebammen einstellen) — aber Hausgeburten vielleicht noch verbieten?

Das wäre eine gesamtgesellschaftlich zu führende Auseinandersetzung wert. Thomas Culemann, Berlin

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