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Skew Siskin und Empty Plastics

■ Frische Lüftchen für flügellahme Tiefflieger

Wo sie Recht hat, hat sie Recht — »man kann keine Band im Büro gründen, das geht nur unter Freunden«. Welch unbeschreibliches Glück also für Nina, Jim, Jogi und Nik, daß sie einander gefunden haben, daß sie sich gegenseitig lieben und hassen und alle miteinander so gut befreundet sind.

Hatte doch zuvor Jim eine ganze Weile in New York nach begnadeten Musikern gesucht, die innovativ und verrückt und außergewöhnlich und kompromißlos sein sollten — doch was er fand, waren Gitarristen, die zwar allesamt doppelt so schnell spielten wie er (jeder ein kleiner Eddy van Halen), kein einziger aber wollte freiwillig Rhythmusgitarrist für ihn sein. Also packte Jim frustiert seinen Gitarrenkoffer und kam zurück nach Berlin. Weil: Warum in die Ferne schweifen, denn das Glück, es liegt so nah.

Innerhalb kürzester Zeit fand sich das jetzige Quartett zusammen, manchmal hat eben auch ein Senatsrockfestival sein Gutes, hier nämlich knüpften Nina und Jim erste zarte Bande, die mittlerweile zu armdicken Tauen gediehen sind und Skew Siskin, eine Gruppe voller Saft und Kraft zusammenhalten. Was braucht eine Hardrockband mehr als ein paar gängige Melodien, einen prügelnden Trommler, einen straighten Gitarristen und vor ellem eine Frontfrau, die nicht nur aufs Vollendetste röhren kann, sondern auch noch klasse aussieht. Jedenfalls reißen sich die Majorlabels um sie (behauptet jedenfalls Metal Hammer: »EMI steht drauf. Virgin steht drauf. WEA steht drauf. Phonogram steht drauf. Metronome steht drauf.«).

Um ausnahmsweise an dieser Stelle also einmal ehrlich zu sein: Traumhafte Zustände herrschen da bei Skew Siskin (selbst der Name ist mit Bedacht gewählt, er bedeutet soviel wie »schräger Vogel« und erklärt sich laut Nina folgendermaßen: »Bunt, schräg, frei wie Vögel, manchmal oben in irgendwelchen frischen Lüftchen über den Wolken mit sehr soliden Flügeln. Und einen großen Schnabel, oder besser: eine große Klappe.«). Wer drauf steht, so wie EMI und Virgin und WEA, mag sich zum gnadenlosen Höhenflug eingeladen fühlen.

Mitfliegen dürfen die Empty Plastics aus Hildesheim, die zumindest stimmlagenmäßig ebenfalls in Hardrockpfründen wühlen, dabei aber die etwas langweiligere und bodenständigere Variante wählen. Ihrem Info zufolge empfinden sie ihren harten Rock von Heavyrock bis Punk beeinflußt, wobei sie keinerlei Schwierigkeiten damit haben, diese Einflüsse geschickt zu verbergen. Verglichen mit den schrägen Vögeln erinnert diese — streng quotenbesetzte — Kombo eher an eine Art flügellahmer Tiefflieger. Erika

Um 22 Uhr im K.O.B.

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