■ McCASH FLOW: Verluste
Wie gewonnen, so zerronnen — dies Motto mag zum Wochenauftakt an der deutschen Aktienbörse manchem Beteiligten durch den Kopf gegangen sein. Nachdem in der Vorwoche der DAX-Index um knapp fünf Prozent steil nach oben geklettert war, rutschte er am Montag deutlich ab. Das Minus von 2,5 Prozent bedeutete kräftige Kursabschläge für nahezu sämtliche Standardpapiere: von 7 Mark bei Bayer, über 10 bei Siemens, 18 bei VW, 30 Mark bei Hochtief und 80 Mark bei Allianz reichten die Verluste. Damit ist die Euphorie der Vorwoche geplatzt, dem psychologischen Optimismus hat vor allem der kräftig steigende US-Dollar den Garaus gemacht. Außer dem blickt man an der Börse mit Sorge nach Osteuropa, die Unruhen in Jugoslawien wurden nicht nur in Frankfurt, sondern auch an anderen europäischen Börsen als Grund für die Schwächeneigung benannt.
Das Steigen des Dollars zeugt von wachsendem Mißtrauen gegenüber den europäischen Währungen und insbesondere der D-Mark. Hier verweist man an den Börsen auf das starke Kreditengagement deutscher Banken in der UdSSR und anderen osteuropäischen Ländern, deren Rückzahlungsfähigkeit angesichts der gespannten politischen Lage mehr denn je in Frage steht. Auch die Erkenntnis, daß das Tal, durch das die neuen Bundesländer müssen, sehr viel tiefer ist, als die politisch Verantwortlichen öffentlich zugeben, führt im Ausland zur Zurückhaltung gegenüber Engagements in der D-Mark und deutschen Aktien. Wenn dann noch im Sommer die Kündigungsschutzabkommen in der Ex- DDR auslaufen und das Ausmaß der Arbeitslosigkeit offensichtlich wird, könnte das für den deutschen Aktienmarkt mehr als nur einen kleinen psychologischen Dämpfer bedeuten.
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