piwik no script img

Sapienti Sat! und Try'n Error

Kraftpakete, die kreischen: Try'n Error

Sapienti Sat! und Try'n Error

Molche sind kleine, wendige, glitschige Tierchen, die Wasser und Luft lieben, schön bunt anzusehen aber schwer zu fangen sind. Vielleicht haben Sapienti Sat! dieses Tier zum Maskottchen erwählt (sie sprechen sogar von einem vierten Bandmitglied), weil sie ihre Musik ähnlich einschätzen. Bei ihnen hat der Molch sogar elegant tänzerische Qualitäten. Doch elegant kann man die Musik von Sapienti Sat! wahrlich nicht nennen; mit den anderen Eigenschaften haut es schon eher hin.

Das Trio spielt eine harte Mischung aus Punk, Metal und Funkelementen in meist kurzen instrumentalen Stücken, die einige Variabilität und Sprunghaftigkeit bieten, aber keine großen Überraschungen. Die drei Spieler umkreisen sich, drohen, flüchten, schlagen Haken, finden zusammen, stieben wieder auseinander. Alles in kurzen hektischen Abfolgen, die die Stücke zwar lebendig halten, aber nirgendwo hin führen. Die Drei fangen irgendwie an zu spielen und enden genauso unvermittelt. Insgesamt sind Sapienti Sat! nicht wild und nicht kompakt genug, um ihre instrumental betonte Musik interessant halten zu können. Die verbindenden Momente fehlen, zudem wirken die Einzelteile oft herkömmlich bekannt. SängerInnenmangel sollte nicht unbedingt zum Programm erhoben werden. Dem Molch fehlt Farbe und Ausdauer.

Letzteres haben Try'n Error zur Genüge, um laut und kreischig lange durchzuhalten. Sie versuchen sich erst gar nicht in verzwickten Breaks und Wechseln, sondern poltern ungebremst nach vorne. Der Drummer wirbelt, die Gitarren schrubben, die Stimme juchzt und heult. Ein gebündeltes Kraftpaket, das wegen der Zügellosigkeit manchmal etwas vom Weg abkommt, und hart an der Leitplanke entlangschliddert. Aber die Band hat Stehvermögen genug, um sich wieder zu fangen, und zur nächsten Beschleunigung anzusetzen. Mal sehen, ob die Spur diesmal stabil ist. Auch wenn dies Try'n Error-Prinzip die ZuhörerInnen manchmal zu überfahren droht, sorgt es doch für wilde Partystimmung im Bierrausch. Da tanzen auch die Molche.

Heute im SO 36 ab 20 Uhr (zusammen mit Klosch) und Sonntag ab 20 Uhr in der Villa Kreuzberg. Schwalbe

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen