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Linksaußen gegen Rechtsaußen

■ Projekt »Sport und Jugendsozialarbeit« vereint radikal gesinnte Sportfreunde auf dem Fußballplatz

Lichtenberg — Na bitte, wer sagt's denn: Der Fußball, von Ignoranten als bloße proletarische Primitivität abqualifiziert, hat seine soziale Komponente: Radikal rechts und links trafen sich zum spaßigen Spiel— »Skins« aus Lichtenberg traten in Gegenwart von Prenzlauer- Berg-Alternativen nicht gegen deren Nasen, sondern gemeinsam mit ihnen gegen einen Lederball. Initiator der außergewöhnlichen Kickerei war das neugegründete Lichtenberger Projekt »Sport und Jugendsozialarbeit«. Am vergangenen Donnerstag wurde der Versuchsballon, dessen Träger die Berliner Sportjugend ist, der Presse präsentiert.

Projektleiter Peter Steger ist ein junggebliebener Kumpeltyp im mittleren Mannesalter, dem man ansieht, daß sich seine sportlichen Aktivitäten keineswegs auf das Aufreißen einer Chipstüte beschränken: Drahtig, breite Schultern, schmale Hüften. Der alte Winston »no sports«-Churchill würde sich grunzend abwenden. Wir hören ihm natürlich zu. Steger will den Sport »gezielt für soziale Zwecke« einsetzen. Dabei wolle man keinesfalls mit dem »pädagogischen Zeigefinger« auftreten, ergänzt er, denn damit treffe man bei den Jugendlichen nur auf Ablehnung: »Die wollen nicht mehr reglementiert werden.«

Aber sie benötigen ein soziales Auffangbecken. Im Osten habe sich »die vertraute Umwelt stark verändert«. Steger: »Viele Familien sind von Arbeitslosigkeit betroffen, und bei den Freizeitangeboten für junge Leute ist ein Vakuum entstanden.« Das Projekt »Sport und Jugendsozialarbeit« will einen Teil davon füllen— mit Kurzweiligem von Fußball über Aerobic, Schach und Federball bis Kraftsport.

Otto NormalverbraucherInnen sind ebenso angesprochen wie sogenannte Randgruppen: Behinderte (Steger: »Die haben in der Ex-DDR nur weißgekalkte Wände in irgendwelchen Anstalten gesehen«), straffällig gewordene Jugendliche, Drogen- und Alkoholabhängige.

Bloß, wie kommt man an die ran? Steger gibt zu, daß die Heranziehung der Jugendlichen bisher größtenteils auf Zufälle zurückzuführen ist. Eine Straßenclique etwa, die sich im Jugendsportclub eingenistet hat, sei über den Kontakt mit einer Schule hereingeschneit. »Und dann bauen wir natürlich auf das sogenannte Schneeballprinzip«, sagt Peter Steger.

Aber Alkohol- und Drogenabhängige etwa — die kommen doch nicht von alleine. »Das stimmt«, räumt der Projektleiter ein, »da müssen wir verstärkt mit Ämtern und Sozialeinrichtungen zusammenarbeiten.«

PS: Sie kickten zwar zusammen, die »Skins« und die Linken, aber gesprochen haben sie kaum miteinander. Warum auch, ey? Gerhard-Josef Fischer

(Kontakt: Sportjugendclub Lichtenberg, Tel. (Ost): 5251011).

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