: ProfessorInnen ohne Engagement
■ Zankapfel „Postmoderne“, taz v. 13.3.91
In den letzten Jahren wurden Zusammenhänge zwischen Politik, Gesellschaft und sozialer Arbeit sowohl von professorischer als auch von studentischer Seite immer weniger berücksichtigt. Der Trend der Hochschule für Sozialpädagogik geht dahin, „qualifizierte“ marktgerechte AbsolventInnen zu produzieren, bzw. einE solcheR zu werden. Einige ProfessorInnen bieten semesterlang wortwörtlich dieselben Vorlesungen und Seminare an, die sich auch inhaltlich nicht wesentlich verändern. Viele Angebote beinhalten weder kritische Auseinandersetzungen noch lassen sie Raum für studentische Initiativen, (...)Die soziale Praxis braucht aufgrund der z. Zt. herrschenden sozialen Realität mehr denn je kritische und selbstbewußte SozialarbeiterInnen (...) falls sie noch irgendeine Arbeit im Sinne der Betroffenen machen will. Dem daraus folgenden Ausbildungsauftrag wird mit Sicherheit nur eine Minderheit der ProfessorInnen gerecht, (...).
In den Veranstaltungen von Gert Hellerich kommt mensch nicht umhin, seinen eigenen Kopf zu benutzen, manche scheinbaren „Selbstverständlichkeiten“ zu hinterfragen und kritische Auseinandersetzungen zu führen — Prozesse, die sicher den einen oder anderen dazu veranlassen, ein kritisches Bewußtsein bezüglich der zukünftigen Berufsausübung zu entwickeln. Sollte das an der Bremer Hochschule nicht erwünscht sein, da es nicht mehr „zeitgemäß“ ist? Meines Erachtens hat der Fachbereichsrat durch sein Verhalten den Beweis für die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit der „Postmoderne“ selbst geliefert.
Cornelia Barth
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