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Februarstreik

■ Betr.: "Eine einzigartige Solidaritätsaktion für die Juden", taz vom 25.2.91

Betr.: „Eine einzigartige Solidaritätsaktion für die Juden“, taz vom 25.2.91

Soweit uns bekannt, sind Sie die einzige Zeitung — die in Hamburg erscheint — gewesen, die einen Bericht aus Anlaß des 50. Jahrestages des „Februarstreiks“ in Amsterdam gebracht hat. Daß es ein relativ ausführlicher und zudem nicht unkritischer Bericht war, hat uns besonders gefreut.

Es dürfte Ihre Leser vielleicht interessieren, daß wir — nach Aussage des veranstaltenden Komitees — die einzige Organisation der Bundesrepublik Deutschland waren (!), die zu diesem Anlaß in Amsterdam vertreten war.

Wir möchten daher einige Gesichtspunkte wiedergeben, die uns beeindruckt haben.

Es wurde vorzüglich über die Veranstaltung vorab informiert (Broschüre und Extrazeitung!). Schon daraus ging eine breite Unterstützung seitens vieler einzelner holländischer Menschen hervor. Für deutsche Verhältnisse schwer nachvollziehbar ist sodann, daß diese Veranstaltung am Denkmal des Dockarbeiters — die einem Streik zugunsten der seinerzeit deportierten Juden Amsterdams gewidmet ist — bis heute jährlich (mit einigen Unterbrechungen) stattfindet. Eine solche Demonstrationstradition aus Anlaß der Deportation von Juden ist u.W. weltweit einmalig.

Auch an diesem sog. Defilee nahmen Tausende von Menschen teil, die in großer Disziplin warteten, bis sie ihre Blumen am Denkmal niederlegen konnten. Obwohl die Feier um 17 Uhr begonnen hatte, legten noch gegen 22 Uhr Menschen ihre Gebinde nieder. Organisationen und das Königspaar (!) hatten zuvor Kränze abgelegt.

Obwohl politische Aussagen nicht (!) zugelassen waren, zeigt man sich gegenüber unseren Postern doch recht tolerant. Bis auf zwei Ausnahmen signalisierten die Menschen — darunter viele Juden — ihre Zustimmung zu unseren recht kritischen Aussagen. Da diese auch z.Zt. — leider — noch nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben, folgen sie abschließend:

„Damals deportierten und töteten Deutsche JUDEN.

Heute deportieren und töten Juden PALÄSTINENSER.

Solidarität mit der israelischen

BEVÖLKERUNG? JA!

Solidarität mit der israelischen

REGIERUNG? NEIN!“ Deutsch-Jüdische Gesellschaft e.V.

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