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INTERVIEWDie Opposition wird eine Teilung des Iraks verhindern

■ Fakhri Karim, Mitglied des Politbüros der Kommunistischen Partei des Irak, über die Perspektiven der Opposition

taz: Sie waren Mitglied der Delegation der 17er-Gruppe, die sich in der ersten Märzwoche mit dem Untersekretär im britischen Außenministerium, Douglas Hog, getroffen hat. Was hatten Sie mit den Briten zu besprechen?

Fakhri Karim: Es gibt einen Beschluß, mit möglichst vielen arabischen und nichtarabischen Ländern Kontakte zu knüpfen, um ihnen die Situation im Irak zu erklären und das Programm der Opposition zum Sturz Saddam Husseins zu erläutern. Wir haben den Briten erklärt, wie uns die internationale Staatengemeinschaft dabei unterstützen kann.

Was erwarten Sie von den Briten?

Wir erwarten vor allem politische Unterstützung. Erstens fordern wir die Anerkennung des gemeinsamen Komitees (gemeint ist die 17er-Gruppe) als den Repräsentanten der Opposition und als demokratische Alternative zu Saddam Hussein. Und zweites fordern wir die Fortsetzung der Sanktionen als eine der Möglichkeiten, Saddam Husseins Regime politisch zu isolieren. Davon sollten allerdings Lebensmittel und Medikamente ausgeschlossen sein.

Hat die Opposition auch zu anderen europäischen Ländern Kontakt aufgenommen?

Außer den Briten hat bisher kein anderes nichtarabisches Land auf unsere Initiative reagiert. Was die arabischen Länder betrifft, so hat ein Treffen mit den Saudis in Riad stattgefunden.

Sind die amerikanischen Truppen im Südirak ein Hilfsfaktor für die Revolution?

Wir sehen nicht, daß die Besetzung auch nur eines Quadratmeters irakischen Bodens im Interesse unseres Volkes ist. Genauso wie wir die Besetzung Kuwaits verurteilt haben, haben wir von Anfang an auch den sofortigen Rückzug der ausländischen Truppen aus unserer Region gefordert. Außerdem glauben wir, daß es Anzeichen dafür gibt, daß die USA Saddam Hussein in Wirklichkeit an der Macht halten wollen. Bezeichnenderweise haben die USA bislang mit keinem Wort die irakische Opposition mit ihrer Forderung nach dem Sturz Saddam Husseins und der Einsetzung einer demokratischen Alternative unterstützt. Wir glauben, daß die USA unter Umgehung der irakischen Opposition ihre eigene Alternative zu Saddam Hussein vorbereiten.

Warum kam die Intifada nicht früher? Dann hätte der Krieg vielleicht verhindert werden können.

Ich denke, das hat zwei Gründe. Erstens haben die Ergebnisse des Krieges die Leute dazu ermutigt, ihre Angstschwelle zu überwinden. Das Regime und damit auch seine Unterdrückungsapparate drohten auseinanderzufallen. Der zweite Grund waren die Zerstörungen des Krieges. Aufgrund der Parolen Saddam Husseins hatten viele Leute die Illusion, er würde sie zum Sieg führen und nicht der Zerstörung preisgeben.

Ihre Partei versteht sich als säkulare Partei. Haben Sie keine Angst vor einer islamischen Republik, vor allem, wenn man sieht, wie der Oppositionskongreß von islamischen Gruppen majorisiert wurde?

Die Tatsache, daß die Iraker mehrheitlich Schiiten sind, heißt noch lange nicht, daß sie auch die politisch-schiitischen Parteien unterstützen. Außerdem haben sich alle Parteien und auch die religiösen in der Grundsatzplattform zu Demokratie und Pluralismus bekannt.

Da hat Khomeini am Anfang auch gesagt.

Ich habe gesagt, was unsere gemeinsamen Programmpunkte sind. Wir als Partei haben gesagt, daß wir jede politische Ordnung akzeptieren werden, die das Volk wählt.

Sprechen die politischen Kräfteverhältnisse im Irak für einen schiitischen Staat?

Ich glaube nicht. Die Schiiten des Irak sind sehr politisiert, und auch die Kommunisten und die arabischen Nationalisten haben großen Einfluß unter ihnen. Gibt es in unserer Region Kräfte, die einmal unabhängig davon, ob sie es zugeben oder nicht, schiitische Institutionen im politischen Leben schaffen und uns in die konfessionelle Sackgasse führen wollen? Die gibt es, aber wir lehnen das ab und versuchen unserem Volk sehr deutlich zu sagen, welche Gefahren das in sich birgt.

Besteht die Gefahr einer Teilung des Irak?

Die Gefahr gab es und gibt es immer noch. Andererseits denke ich, daß das politische Bewußtsein der Iraker so groß ist, daß sie das zu verhindern wissen. Die kurdische Front hat sehr deutlich gesagt, daß sie in naher und mittlerer Zukunft nicht an die Errichtung eines kurdischen Staates denkt. Das entzieht den Träumen der Türkei und anderer Staaten von einer möglichen Teilung des Irak den Boden.

Und wenn Saddam an der Macht bleibt?

Das Szenario der Teilung geht davon aus, daß es im Norden einen kurdischen, im Süden einen schiitischen und in der Mitte einen sunnitischen Staat gibt. Auch wenn die Intifada anhält, bedeutet das nicht, daß sie im Süden und im Norden unabhängige Republiken ausrufen wird. Es wäre falsch zu glauben, daß die Sunniten Saddam Hussein unterstützen. Er stützt sich allein auf seinen Geheimdienst und einige Elemente aus seiner Heimatstadt Takrit. Aber selbst Takrit steht nicht hinter Sadam Hussein.

Gibt es eine Führung der Intifada vor Ort?

Leider gibt es mit Ausnahme Kurdistans keine gemeinsame Führung der Opposition vor Ort. Jede Gruppe muß im Untergrund arbeiten... Unser Ziel ist, in den jeweils befreiten Gebieten lokale Führungen durch das „Komitee der gemeinsamen Arbeit“ zu bilden.

Wieviel Zeit geben Sie Saddam Hussein?

Ich glaube, daß seine letzte Phase begonnen hat, aber ob sie Wochen oder Monate dauert, kann ich nicht sagen. Die Situation ist sehr kompliziert. Es ist ein blutiger und brutaler Kampf, und Saddam Hussein wird alles tun, um an der Macht zu bleiben, selbst wenn er und seine Anhänger die einzigen sind, die übrigbleiben. Es gibt noch andere Faktoren: Die Zerstörung der Infrastruktur und der Verkehrsverbindungen macht es natürlich schwieriger, die Bewegung auszuweiten.

Die irakische Opposition wirft den Palästinensern vor, Saddam Hussein unterstützt zu haben. Wie sind Ihre Beziehungen zur PLO?

Die PLO hat einen großen Fehler nicht nur auf Kosten des irakischen, sondern auch auf Kosten des palästinensischen Volkes begangen, als sie sich auf die Seite Saddam Husseins und nicht, wie sie sagen, auf die Seite des irakischen Volkes geschlagen hat. Leider sind unsere Freunde von der palästinensischen Linken jedem Dialog mit den Repräsentanten des irakischen Volkes aus dem Weg gegangen. Dadurch haben sie sich selbst in die Sackgasse manövriert. Im Moment bin ich nicht sehr optimistisch, was unsere Beziehungen zum palästinensischen Widerstand betrifft.

Fordern Sie Wiedergutmachung vom Westen für die Zerstörungen im Irak?

Der Westen hat unser Volk zweimal bestraft. Einmal, als er das Saddam-Hussein-Regime und seinen Geheimdienstapparat unterstützte, weil er darin ein willkommenes Instrument gegen die iranische Revolution sah, und zweitens, als er unser Land zeurstörte. Falls wir an die Macht kommen sollten, werden wir diese Punkte zur Sprache bringen. Von Leila Burhani

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