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IKRK warnt vor Hungersnot im Irak

UNO-Sicherheitsrat soll Sanktionsbeschlüsse für Nahrungsmittel revidieren/ Wasser ist knapp — zerstörte Trinkwasseranlagen bisher kaum repariert  ■ Aus Genf Andreas Zumach

Vor dem Ausbruch einer Hungersnot im Irak warnt das Internationale Komitee vom Roten Kreuz. Schon jetzt gebe es in dem kriegszerstörten Land gravierende Nahrungsmittelmängel, heißt es in einer Erklärung der Genfer IKRK-Zentrale. Nach jüngsten Berichten der 37 Delegierten, die die humanitäre Organisation inzwischen in den Irak entsandt hat, ist die Ernährungslage vor allem in der Vier- Millionen—Metropole Bagdad und in anderen Städten katastrophal. Aber auch auf dem Lande verschärft sie sich angesichts des anhaltenden Bürgerkrieges. Viele Produkte sind überhaupt nicht mehr erhältlich. Mehl und andere Grundnahrungsmittel werden zwar noch auf den Märkten angeboten — jedoch zu Preisen, die die durchschnittliche Bevölkerung nicht mehr bezahlen kann. Verschärft wird die Lage dadurch, daß die im Krieg weitgehend zerstörten Trinkwasserlagen erst zu einem sehr geringen Teil repariert werden konnten.

Die Darstellung des IKRK deckt sich mit dem Bericht, den der Sonderbeauftragte von UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar, der Finne Martti Ahtissari, heute im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York vorlegen wird. Ahtissari, der nach einem einwöchigen Aufenthalt in Bagdad und im Nordirak gestern auf dem Flug nach New York kurz in Genf zwischenlandete, beschrieb die Lage der Bevölkerung als „dramatisch“. Es könne allerdings keine offensichtliche Unterernährung der Menschen „wie in Äthiopien“ festgestellt werden.

Zur Vermeidung einer Hungersnot müsse dringend eine großangelegte Nothilfeaktion gestartet werden, fordert das Internationale Rote Kreuz. Die Finanzmittel hierfür sind vorhanden; auch lagern vor allem in Jordanien und im Iran große Mengen von Nahrungsmitteln. Täglich treffen dort neue Lieferungen bzw. Lieferzusagen ein. Doch einer schnellen, unbürokratischen Hilfe für die Bevölkerung Iraks stehen die UNO- Sanktionsbeschlüsse entgegen, die noch unverändert in Kraft sind. Nach diesen Beschlüssen dürfen Lebensmittel lediglich unter strikter Kontrolle des IKRK oder humanitärer Organisationen der UNO nach Irak eingeführt und dort verteilt werden. Entsprechend dieser Bestimmungen hat das IKRK seit Januar rund 900 Tonnen Nahrungsmittel aus Jordanien und dem Iran auf dem mühsamen Landweg nach Bagdad transportiert und dort vor allem Kranken- und Waisenhäuser versorgt. Das IKRK hofft darauf, daß der UNO-Sicherheitsrat die Sanktionbeschlüsse in den kommenden Tagen zumindest hinsichtlich der Nahrungsmittellieferungen revidiert und damit die Logistik der Verteilung erleichtert. Denn die jetzt notwendige Versorgung auch von anderen Regionen Iraks sei nicht zu gewährleisten, wenn sie nur auf dem Landweg erfolgen dürfe und jedesmal über die Verteilstelle Bagdad laufen müsse, heißt es in der Genfer Zentrale. So sollen unter anderem 20.000 Tonnen Mehl, die vom Jemen gespendet wurden, schnell an Bedürftige in allen Teilen des Landes geliefert werden. Der Landtransport wäre zeitraubend und erforderte allein 1.500 Lastwagen. Darüber hinaus bedeuten die bislang verlangte Abwicklung und Kontrolle der Lieferung und Verteilung von Nahrungsmitteln durch das IKRK eine weitere zeitliche Verzögerung. Denn das IKRK-Personal vor Ort hat derzeit alle Hände voll zu tun mit der Betreuung der irakischen Kriegsgefangenen und der Überwachung ihrer Freilassung.

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