: Dem Kommentator einen guten Osterschlaf!
■ Zum Kommentar „Folter für Friedensbewegung“, taz v. 20.3.91
Selbstverständlich gibt es effektivere Methoden gegen Rüstung und Krieg zu wirken, als „Kerzilein“ und „Liederlein“. Obwohl hier der taz- Kommentar keinerlei Hinweise gibt, sind durchaus Ideen bei einem Teil der Leserschaft vorhanden.
Als ich 1959 in die DDR übersiedelte, stellte ich fest, daß nicht nur ich die offiziellen Institutionen (Partei, StaSi, Volksarmee etc.) als auflösungsbedürftig empfand. Da gab es viele, man tat zwar nichts dagegen und fand Einzelaktionen sinnlos. Eine betriebliche Abstimmung über die Volksarmee in Neubrandenburg wurde von der Staatsanwaltschaft verboten, obwohl diese Abstimmung als Einzelaktion wenig bewirkt hätte.
Auch das Anmelden eigener Plakattexte bei der 1. Mai-Veranstaltung (1959) hätte sicherlich kein Lob des taz-Kommentators M. D. erhalten. In ganz Neubrandenburg sorgte die Plakatbeschlagnahme jedoch wochenlang für Gesprächsstoff. Durch „gebetsmühlenhafte Rituale“, ja auch durch „Kerzilein und Liederlein“, wurde viel später der Staatsterror beendet. Zu lange haben zu viele sich abseits gestellt.
Wenn auch hier bei uns bescheidene Aktionen gegen Rüstung und Krieg als Phraseologie und als sinnlos bezeichnet werden, muß das nicht bedeuten, daß es immer so weiter gehen muß. Die Sklaverei, die Hexenverbrennung und die StaSi wurden bereits abgeschafft. Dazu hat kein taz-Kommentar beigetragen, es waren viele, „gebetsmühlenhafte, sinnlose“ Einzel- und Massenaktionen!
Dem taz-Kommentator wünsche ich einen guten Osterschlaf; wir werden unser Ritual weiter pflegen: Teilnahme an dem Ostermarsch der Atomwaffengegner in Ost und West!
Gerrit Guit
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