Verdienstkreuz für Rollstuhlfahrer

■ Sozialsenatorin ehrte Behördenkritiker und Selbsthelfer

Gestern steckte Sozialsenatorin Sabine Uhl das „Verdienstkreuz am Bande“ einem Mann an, dessen Verdienst es ist, bremischen Behörden auf die Sprünge geholfen zu haben. Der von ihr so Geehrte heißt Hans-Martin Dunker, ist 1923 geboren, wurde im Krieg verwundet und ist nach zwei Schlaganfällen an den Rollstuhl gebunden. 1979 gründete der gelernte Konstrukteur Hans-Martin Dunker die „Bremer Behinderten Initiative e.V.“. Als erster forderte er für Bremen behinderten- freundliche Busse und Bahnen und ist bis heute aktiv im „Fahrdienstforum“. Dunkers hartnäckige Initiative zeitigte Früchte: In Bremen werden seit 1988 Niederflurbusse mit Hebebühnen angeschafft. Da Hans-Martin Dunker sprachbehindert ist, tat er sich bei Aktionen nicht als Sprecher hervor, wird von seinen MitstreiterInnen aber um so mehr für seine Kraft und sein Durchhaltevermögen geschätzt. Der frühere Bremer grüne Bürgerschaftsabgeordnete Horst Frehe, ebenfalls Rollstuhlfahrer, gratulierte Hans-Martin Dunker denn auch mit den Worten: „Du hast mit Widerhaken und ganz hartnäckig gegen Senat und Behörden gekämpft.“ Unter anderem sei es Dunkers Verdienst, daß in Bremen der Fahrdienst für Behinderte nicht abgeschafft sondern beibehalten worden sei.

Norbert Breeger vom „Fahrdienstforum“ wies darauf hin, daß die Ehrung sowohl Hans- Martin Dunker als auch dessen Ehefrau Annemarie gebühre: „Man müßte Euch zusammen sehen. Ihr habt Euch gegenseitig unterstützt.“ Er kritisierte, daß es in der Pressemittleilung der Sozialbehörde geheißen hatte, Dunker habe „trotz“ eigener Behinderungen eine Selbsthilfegruppe gegründet. Denn Dunker sei nicht „trotz“, sondern „wegen“ eigener Behinderungen aktiv geworden. Außerdem habe Hans-Martin Dunker erkannt, „daß es die Gesellschaft ist, die Euch behindert. Ihr kämpft gegen den Abbau von Barrieren.“

Hans-Martin Dunker hat für die nächsten Jahre eine sehr konkrete Barriere im Auge, die er abschaffen will. Ab 2. Juni fährt auf der Strecke nach Vegesack die „City-Bahn“. In den Zügen gibt es zwar Platz für RollstuhlfahrerInnen, doch noch keine Konstruktionen für Hebebühnen, mit denen RollstuhlfahrerInnen sich selbständig in die Züge hieven können. B.D.