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"Kerzilein und Liederlein"-betr.: "Folter für die Friedensbewegung", Kommentar von Markus Deschner, taz vom 20.3.91

Betr.: „Folter für die Friedensbewegung“, Kommentar von Markus Deschner, taz vom 20.3.91

Sicher ist es nicht immer leicht, der Schwiegermutter zu erklären, daß es an Ostern Besseres zu tun gibt, als sich mit Sahnetorten den Magen zuzukleistern, aber Du hättest Dich auch einfach ins Privatleben zurückziehen können ohne den Versuch, die Ostermarschierenden lächerlich zu machen.

Sicher „will es der Kalender, daß es Ostermarsch werde“, es gibt meines Erachtens keinen besseren Termin, um den Regierenden regelmäßig immer wieder einzubleuen, daß es in dieser Gesellschaft ein Protestpotential gegen die zunehmende Militarisierung dieses Staates gibt.

Wenn Du die Anti-Golfkrieg-Aktion mit „Kerzilein und Liederlein“ peinlich findest, so laß Dir sagen, daß es gut ist, daß zahllose Menschen mit zahllosen verschiedenen Aktionen ihren Protest gegen diesen Krieg zum Ausdruck brachten, ohne sich auf die zentral organisierten Demos zu beschränken.

Lobenswert auch das Motto des Bremer Ostermarsches „gegen Rüstung und Krieg“, der endlich weit genug geht und sich nicht auf das Tagesgeschehen beschränkt. Den Ostermarschierenden die Zwangsmitgliedschaft der SPD zu verschreiben, klingt wie blanker Hohn angesichts der Haltung des SPD-Parteivorstands zum Einsatz der Bundeswehr mit blauen Stahlmützen.

Abschließend möchte ich Dir versichern, daß ein dreitägiger Ostermarsch alles andere als eine Folter ist, aus diesen drei Tagen in der Gemeinschaft Friedensbewegter läßt sich viel Kraft schöpfen, die für den täglichen Einsatz so bitter nötig ist. Felix Oekentorp, Bochum

Glückwünsche zu deinem fröhlich- polemischen Stil! Zur Frage nach dem Sinn diesjähriger Ostermarschaktivitäten: Ich finde es wichtig, in der aktuellen Situation eine Möglichkeit zu bieten, den Protest gegen die Rolle von USA, Industriestaaten und UNO im Golfkrieg und bis heute (US-Truppen noch im Irak, Abschuß eines irakischen Flugzeugs...) und die Forderungen vor Ort zu konkretisieren. In Ostwestfalen geht es zum Beispiel darum, einen britischen Truppenübungsplatz in einen Naturpark umzuwandeln.

Das Mittel „Ostermarsch“ soll dabei nicht um jeden Preis am Leben erhalten werden, aber noch stellt es meines Erachtens eine Tradition dar, die zur Artikulierung der aktuellen friedenspolitischen Probleme taugt. Alle sind aufgerufen, sich was besseres einfallen zu lassen! Gabi Markewitz, Bielefeld

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