: SONNTAG: Eine Frau steht ihren Mann / Der Horro-Alligator / Für immer: Lulu
Eine Frau steht ihren Mann
Der Produzent Martin Ransohoff muß wohl der Ansicht gewesen sein, daß drei US-amerikanische Verfilmungen des Theaterstücks „The Front Page“ von Ben Hecht und Charles MacArthur noch nicht ausreichen. In seiner Version, die von Ted Kotcheff inszeniert wurde, ist es eine Fernseh- anstelle einer Zeitungsreporterin, die einem Mann zuliebe ihren nervenaufreibenden Beruf aufgeben will, aber mit List und Tücke durch ihren Chef und Ex-Gatten daran gehindert wird. Kotcheff folgt dem Konzept Howard Hawks, der aus der ursprünglich männlich besetzten Hauptrolle eine weibliche machte. Allerdings können Kathleen Turner, Burt Reynolds und Christopher Reeve den Stars der Hawks- Version aus dem Jahr 1940, Rosalind Russell, Cary Grant und Ralph Bellamy, nicht das Wasser reichen. In der Hitliste der „Front Page“-Verfilmungen steht Hawks' rasante Screwball-comedy „His Girl Friday“ auf Platz eins, gefolgt von Lewis Milestones Adaption aus dem Jahr 1931. Auf Platz drei landet Billy Wilders '74er Remake und für Kotcheff bleibt Rang vier, und das bedeutet gerade mal ein klebriges Nougatei auf der nach oben offenen Oster- Skala plus einen Eierlikör zum Runterspülen.(ARD, 20.15 Uhr)
Der Horror-Alligator
Bevor sich um 22.00 Uhr im Konkurrenz-Kanal „Die schwarze Mamba“ auf den Weg macht, die Menschheit zu dezimieren, fletscht auf RTLplus der Horror-Alligator seine Zähne. Die sind zunächst noch winzig, als die kleine Marisa das putzige Alligatorenbaby geschenkt bekommt. Papi und Mami aber mögen keine Reptilien und spülen den wendigen Racker ins Klo. Unter dem Pflaster der Stadt, genährt von deren Abfällen, wird aus dem Hänfling ein meterlanges Monstrum, das mit Genuß nicht nur Marzipaneier, sondern auch Kanalarbeiter und andere Zweibeiner verspeist. So geht's ja nicht, denkt sich die derweil erwachsen gewordene Marisa, und verarbeitet das Untier zu Handtaschenleder. Bis es soweit ist, wird sich aber noch ordentlich gegruselt. Und weil der honorige John Sayles das Drehbuch geschrieben hat, steckt der Film voller bissiger Anspielungen und bösartiger Seitenhiebe, so daß die kleine Tierschau zu einem ersprießlichen Sehvergnügen wird. Der Osterhase verkriecht sich verängstigt im Körbchen, aber die Oster-Skala verteilt ungerührt sieben prächtige Krokanteier.(RTL Plus, 20.15 Uhr)
Für immer: Lulu
Der Autor und Regisseur Amos Kollek hat sich Susan Seidelmanns Komödie „Susan... Verzweifelt gesucht“ genau angesehen und gedacht, das könne er auch. Kann er aber nicht. Außerdem kommt Hanna Schygulla Rosanna Arquette nicht im entfernstesten nahe, sondern schauspielert wieder einmal so gedankenverloren traurig, als ob sie den Verstand in der Garderobe gelassen hätte, und schlafwandelt wie auf Eiern durch den Film. Debbie Harry ist nett anzuschauen, aber eben auch keine Madonna. Auf der nach oben offenen Oster-Skala gibt's für diese Plotte höchstens fünf faule Eier — unbemalt und aus der Legebatterie.
(Bayern 3, 23.10 Uhr)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen