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Runter vom Schießplatz

■ Zingster forderten Räumung des Bundeswehr-Schießplatzes auf dem Darß

Ribnitz-Damgarten. Die zivile Nutzung des von der Bundeswehr im Herbst übernommenen Schießplatzes in Zingst haben am Ostersonntag nahezu 500 Bewohner der Darß-Zingster Halbinsel auf einer Protestkundgebung gefordert. Das Gelände befindet sich im Kernbereich des Nationalparks „Boddenlandschaft“ und soll ab 1993 zum Übungsschießen mit Roland-Raketen genutzt werden.

Umweltschützer warnen vor der drohenden Zerstörung des urwüchsigen Biotops. Auf der von der Unesco als Feuchtgebiet anerkannten, etwa 93 Quadratkilometer großen Sundischen Wiese rastet mit jährlich 40.000 Kranichen etwa ein Drittel des Weltbestandes dieser vom Aussterben bedrohten Tiere. Einheimische wollen die Region einem ganzjährigen sanften Tourismus zugänglich machen und neue Arbeitsplätze schaffen. „Seit Göring 1936 das Gebiet sperren ließ, haben wir mit dieser militärischen Präsenz leben müssen“, empörte sich die Zingster Rentnerin Gerda Bythien. Der Komplex sollte nach Auffassung des Schweriner PDS-Fraktionschefs, Johann Scheringer, mit Geldern des Verteidigungshaushaltes für zivile Zwecke umgebaut werden. Auf Unverständnis bei den KundgebungsteilnehmerInnen stieß der Blekendorfer Bürgermeister Hans-Peter Ehmke. Der Gast aus Schleswig- Holstein hatte zum öffentlichen Dialog mit der Bundeswehr aufgefordert. Mit den Militärs, die bei seiner Gemeinde gleich zwei Flugplätze nutzten und viele zivile Arbeitsplätze stellten, sollte man Kompromisse schließen, meinte er. Mecklenburg- Vorpommerns Landtagsabgeordneter Dr. Henning Klostermann (SPD) erinnerte daran, daß es in der Ex- DDR mehr als 7.000 militärische Objekte der NVA und der Sowjetarmee gegeben habe, die eine Gesamtfläche von der Größe des ehemalige Bezirkes Leipzig einnahmen. Im Vergleich zu den alten Bundesländern beanspruchten die Militärs im Osten siebenmal soviel Wald als militärisches Sperrgebiet. Es sei daher nur normal, wenn die Bundeswehr in den neuen Ländern in größerem Maße Objekte freigebe, um gleiche Belastungen für Ost und West zu schaffen.

Innen- und Umweltausschuß des Landtages wollen sich am 18. April vor Ort mit der Problematik beschäftigen. adn

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