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Jugoslawiens Armee läßt Panzer auffahren

Belgrad (dpa) — Die jugoslawische Armee hat am Mittwoch zahlreiche Panzer in der Republik Kroatien auffahren lassen. In der Stadt Osijek an der ungarischen Grenze verließen Panzereinheiten die Kaserne und fuhren in Richtung Süden, berichtete der kroatische Rundfunk. In der Kreisstadt Vinkovci (200 Kilometer nordwestlich von Belgrad) besetzten Soldaten den Bahnhof mit Panzerspähwagen, um die Durchfahrt von 80 Panzern auf Bahntransportern zu sichern.

In der kroatischen Stadt Vukovar (wenige Kilometer östlich von Vinkovci) sind die Armeeverbände in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden. Das berichtete die kroatische Nachrichtenagentur 'Hina‘ unter Berufung auf Augenzeugen. Schützenpanzer wurden auch in der Nähe der wichtigsten jugoslawischen Straßenverbindung, der von Nord nach Süd verlaufenden Nationalstraße Eins, gesichtet.

Tausende von Serben in Kroatien sind offenbar inzwischen mit automatischen Waffen ausgerüstet worden. Das berichteten Augenzeugen am Mittwoch aus dem Dorf Berak in der Nähe von Vukovar. Die serbische Gemeinde Titova Korenica (150 Kilometer südlich von Zagreb), auf deren Gebiet der umkämpfte Nationalpark „Plitvice“ liegt, hat das Staatspräsidium Jugoslawiens aufgefordert, den Rückzug der kroatischen Polizeiverbände auch mit Hilfe des Militärs zu erzwingen.

Im Gebiet der serbischen Minderheit in Kroatien hatte es in der Nacht wieder zahlreiche Bombenanschläge auf Häuser und Betriebe gegeben. Der Sachschaden ist hoch, Menschen kamen aber nicht zu Schaden. Zwischen dem kroatischen Dorf Kijevo und dem serbischen Nachbarort Civljana (60 Kilometer nördlich der Adria-Stadt Split) verhinderten Panzer der Armee gewaltsame Zusammenstöße.

Das Staatspräsidium beriet in Belgrad mit den Präsidenten aller sechs Republiken pausenlos, wie eine direkte Konfrontation zwischen der Armee und kroatischen Polizeiverbänden vermieden werden kann. Kroatien hatte sich mit Hinweis auf seine Souveränität geweigert, ein Ultimatum der Armee vom Vortag zum Rückzug aller Polizeikräfte aus „Plitvice“ zu erfüllen. Die Republik Serbien verlangte, die serbische Minderheit in Kroatien durch einen massiven Militäreinsatz schützen zu lassen.

Das Bundesparlament verschob in Belgrad erneut die Annahme von sieben Schlüsselgesetzen, mit denen Regierungschef Ante Markovic die „minimale Funktion“ der Bundesorgane sicherstellen wollte. Sie scheiterten abermals am Widerstand von Slowenien und Kroatien. Die Einigung auf dieses Minimum an politischer Gemeinsamkeit ist auch Voraussetzung für finanzielle Hilfen des Westens für die schwer angeschlagene jugoslawische Wirtschaft.

Der Vorsitzende des Obersten Gerichtes, Milovan Buzadzic, malte im Bundesparlament ein düsteres Bild von der aktuellen Rechtslage im Lande. „Die Verfassung ist nur noch ihr Papier wert“, sagte der Richter unter Bezug auf das „zerfallene Verfassungs- und Rechtssystem“ Jugoslawiens.

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