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Saddam Husseins dunkle Geschäfte in Bremen

Waffenhandel mit dem Irak: Staatsreederei mit Sitz in Bremen unter Verdacht/ Agent: „Eine ganz normale Reederei“  ■ Aus Bremen Barbara Debus

52 Firmen hat das US-Finanzministerium aufgelistet. Über diese Betriebe soll der irakische Diktator Saddam Hussein ein Milliardenvermögen ins Ausland gebracht und Waffengeschäfte betrieben haben. Die US-Liste enthält zwei Firmen mit Sitz in der Bundesrepublik: die Niederlassung der irakischen Luftfahrtgesellschaft in Frankfurt — und die Niederlassung der irakischen Staatsreederei in Bremen. „Schon wieder kommt Bremen wegen Irak- Exporten ins Gerede“, kommentierte der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Paul Tiefenbach die Nachricht. Erst vor wenigen Wochen sei aufgedeckt worden, daß über die Bremer Firma Cifco eine Bombenzünderfabrik in den Irak geliefert wurde. Tiefenbach: „Der Senat kann nicht länger leugnen, daß Bremen im Irak-Geschäft eine besondere Rolle spielt.“

In Bremen war die „Iraqi Line“ schon einmal als Lieferant für Rüstungsgüter ins Gerede gekommen: 1989 hatten ihre Schiffe Stahlbleche der Klöckner-Hütte transportiert. Adressat: die irakische Aufrüstungsbehörde NASSR. Das US-Finanzministerium teilte keine Hintergründe mit. Auf der Liste, so betonte eine Sprecherin, seien Firmen aufgeführt, die von der irakischen Regierung besessen oder kontrolliert würden bzw. im Regierungsauftrag tätig seien. Die irakische Staatsreederei hat Räume in der Bremer Innenstadt angemietet. Vom Bremer Büro aus werden die europäischen Reedereiaktivitäten koordiniert. Das Büro ist derzeit mit drei Irakern besetzt, von denen gestern keiner zu einer Auskunft bereit war.

In den bedeutenden europäischen Hafenstädten läßt sich die Reederei von Maklerfirmen vertreten. Für die Jahre 1962 bis 1980 und 1984 bis 1990 war das in Bremen Glahr & Co. Deren Agent Grabowski gestern zur taz: „Wir haben nichts zu verheimlichen. Die Iraqi Line ist eine ganz normale Reederei.“ Der Agent schätzt die Kapazität der Reederei auf weltweit 18 Handelsschiffe. Das Bremer Geschäft der irakischen Staatsreederei kommentierte er mit dem Satz: „So dolle war das nicht.“ In den Jahren 1987 und 1988 seien überhaupt keine Schiffe der Iraqi Line von Bremen abgefahren. 1989 habe es zwei, 1990 drei Abfahrten gegeben. Verladen worden seien: „feuerfeste Steine, Zement, Röhren, Stahl, Eisen, Maschinen, Anlagen, Stückgüter“. Im September 1990 hat die Iraqi Line ihre Bremer Agentur gewechselt. Zuständig ist nun die Firma „Continental Seaways GmbH“, die aufgrund des UN-Embargos noch keine Irak-Aufträge akquiriert hat.

Hartmut Schwertfeger, Sprecher der „Bremer Lagerhaus-Gesellschaft“, zeigte sich von dem Vorwurf gegen die Iraqi Line „nicht überrascht“: „Der Transport von Rüstungsgütern ist gängige Praxis.“ In bezug auf den Irak sei das Thema doch ein „alter Hut“: „Da haben sie alle wie die Wilden hingeliefert, mit dem Okay der Behörden.“

Ein hoher ehemaliger SPD-Funktionär erklärte, bis hinein in die Handelskammer sei seit Jahren bekanntgewesen, daß in den Schiffsbäuchen der Iraqi Line Waffen verstaut gewesen seien.

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