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Fall Ramstein: Italien läßt von sich hören

Strafverfahren gegen „Frecce tricolore“-Staffel bereits vor fast zwei Jahren eingestellt — ohne Benachrichtigung an deutsche Behörden  ■ Von W. Raith/J. Weidemann

Neues vom Fall Ramstein: Nach einer soeben beim Zweibrückener Oberstaatsanwalt Norbert Dexheimer eingelaufenen Mitteilung der italienischen Botschaft wurden die Verfahren wegen des Flugzeugunglücks der Staffel „Frecce tricolore“ vom 28. August 1988 (siebzig Tote, vierhundert Verletzte) bereits vor fast zwei Jahren durch die italienischen Behörden eingestellt — eine Mitteilung an die deutschen Behörden war jedoch unterblieben.

Der zuständige Untersuchungsrichter in Udine hatte die Ermittlungen gegen die sieben überlebenden Piloten der zehnköpfigen Mannschaft am 29.6.1989, die gegen den Boden-Koordinator am 7.2.1990, wegen „Nichtbestehens der Straftat“ zu den Akten gelegt.

Die deutschen Behörden hatten das Verfahren nach dem Nato-Truppen-Statut an Italien abgeben müssen, das bei Verwicklungen von Militärpersonen das „Herkunfts-Prinzip“ statt des „Tatort-Prinzips“ vorsieht.

Die von der Staatsanwaltschaft Zweibrücken erbetene Mitteilung über den strafrechtlichen Abschluß hatten die Italiener zunächst ignoriert; Dexheimer hatte erst aufgrund der in der taz veröffentlichten Artikel erneut nachgebohrt.

Die nun übermittelten Einstellungsbeschlüsse klären jedoch keine einzige der inzwischen aufgeworfenen Fragen. Die Piloten hatte niemand einer Schuld bezichtigt, den Boden-Führer der Staffel ebenso nicht.

Vielmehr ging es darum, daß zwei der drei zu Tode gekommenen Piloten eine Rolle bei dem Flugzeugunglück gespielt haben, das acht Jahre zuvor 81 Menschenleben gefordert hatte: der erst jetzt als Abschuß durch eine Rakete (und nicht durch Maschinenschaden) verursachte Absturz einer DC-9-Linienmaschine der italienischen Fluggesellschaft „Itavia“ im Jahre 1980.

Die „Frecce“-Piloten Nutarelli und Naldini, beide Teilnehmer eines Flugmanövers kurz vor dem DC-9- Unglück, wären zu wertvollen Zeugen für die Ermittler geworden — sie hätten über die Flugbewegungen Auskunft geben und zudem die stets verteidigte Version der Regierung und des Militärs widerlegen können, zur Stunde des DC-9-Fluges sei keine einzige Militärmaschine in der Luft gewesen. Nach dem Tod der beiden Piloten verschwanden die Spuren auf mysteriöse Weise wieder aus den Akten.

Da es im Zusammenhang mit dem Ustica-Unglück bereits mehrere merkwürdige Todesfälle unter wichtigen Zeugen gibt, scheint eine genauere Untersuchung des Ramstein- Desasters dringend geboten, zumal auch der — bisher noch immer als Verschlußsache deklarierte — technische Untersuchungsbericht des Militärs über den Ramstein-Absturz durchaus eine andere als die offizielle Version eines reinen Pilotenfehlers zuläßt. Ermittlungen beispielsweise gegen das Wartungspersonal und über mögliche Manipulationen der Maschinen wurden jedoch nicht durchgeführt.

In Italien haben, so berichtet die Presse in den letzten Tagen ausführlich, trotz der Einstellung der Verfahren in Udine neue Ermittlungen hinsichtlich einer möglichen „Ramstein-Ustica-Connection“ begonnen.

Der schwarze Peter liegt jedoch erst einmal bei den deutschen Behörden und Politikern: Sie müssen nun zeigen, wie sie sich angesichts der wenig erhellenden Mitteilung aus Italien verhalten werden.

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