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Tudjman: Kriegsgefahr in Jugoslawien gebannt

Zagreb (dpa/afp/taz) — Nach Ansicht des kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman ist die Gefahr eines Bürgerkrieges in Jugoslawien gebannt. „Der Höhepunkt der Krise liegt hinter uns“, sagte Tudjman am Sonnabend in Zagreb. Gleichzeitig gab er die Errichtung der beiden ersten diplomatischen Vertretungen Kroatiens in Brüssel und Washington bekannt.

Im Siedlungsgebiet der serbischen Minderheit in Kroatien hatte sich das Leben nach dem Panzeraufmarsch in den letzten Tagen am Wochenende noch nicht ganz normalisiert. Aus zahlreichen serbischen Dörfern wurden noch über Straßensperren, bewaffnete zivile Streifen, Schüsse und Sprengstoffanschläge berichtet. Für vier Tage sind Schulen und Behörden geschlossen worden. In der kroatischen Hauptstadt Zagreb ließen sich 200.000 Freiwillige in Listen eintragen, um bei einem Armeeputsch schnell mit Waffen ausgestattet zu werden. Der stellvertretende kroatische Parlamentspräsident Vladimir Seks erklärte, die Volksvertretung werde noch vor der Sommerpause ein Gesetz über eine eigene kroatische Staatsangehörigkeit verabschieden.

Schon steht eine erneute Kraftprobe zwischen den Bundesbehörden und der kroatischen Führung bevor. Heute soll in Zagreb ein Militärprozeß gegen den kroatischen Verteidigungsminister Martin Spegelj und sieben weitere Mitangeklagte beginnen. Ihnen wird die „Organisation eines bewaffneten Aufstandes gegen die Armee“ vorgeworfen. Die kroatischen Behörden haben Spegelj seit Monaten vor dem Zugriff der Militärbehörden geschützt.

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