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»Mal 'ne Oma machen«

■ Innenverwaltung stellt Kriminalstatistik 1990 für West-Berlin vor/ Jugendkriminalität steigt

Berlin. Daß der erwartete Ansturm der polnischen Gäste gestern nicht stattfand, hätte sich bis zum Landeskriminaldirektor Wolfgang Schinz rumgesprochen haben müssen. Trotzdem konnte sich Schinz einen Seitenhieb auf die Polen nicht verkneifen, als er gestern die Kriminalstatistik des Jahres 1990 (nur für West-Berlin) vorstellte. »Besonders an einem Tag wie heute«, so Schinz, müsse betont werden, daß der Anstieg der Kriminalität um 19,5 Prozent im Vergleich zu 1989 vor allem auf eine Zunahme der Massendelikte wie Laden- und Taschendiebstahl zurückzuführen sei. Delikt des Jahres 1990 ist der Taschendiebstahl, der mit 15.461 Fällen (1989: 6.658 Fälle) und einem Schaden von 5.286.349 Mark einen nie gekannten Höhepunkt erreichte. Die Aufklärungsquote lag bei 6,2 Prozent. In 94 Prozent der Taschendiebstähle, so Schinz, waren »auswärtige Täter« am Werke, die zu »63 Prozent Rumänen« waren. Was für eine Wirkung solche Aussagen bei Otto Normalverbraucher hinterlassen, zeigte sich gestern prompt an der Meldung, die 'dpa‘ zu diesem Thema absetzte: Die 15.500 registrierten Taschendiebstähle, so 'dpa‘, gingen »fast ausschließlich« auf das Konto »auswärtiger Täter, davon 63 Prozent Rumänen«. Daß nur 6,2 Prozent der Fälle aufgeklärt worden waren, hatte 'dpa‘ übersehen.

Die Polizei ermittelte im letzten Jahr 126.766 Tatverdächtige. 18.701 Tatverdächtige waren unter 18 Jahre (14,8). »Kurz mal eine Jacke abziehen oder eine Oma machen« ohne Rücksicht auf Verluste, wie Schinz trefend sagte. Mit Hiwweis darauf, auf den konkreten Fall einer alten Dame, die sich beim Handtaschenraub hinfiel und sich dabei den Oberschenkelhals brach wünschte sich Schinz mehr pädagogisch sinnvolle Urteile. Zum Bespiel »drei Urin in einem Altersheim beseitigen«. Innensenator Heckelmann kündigte an, daß als eine Maßnahme zur Bekämpfung der Jugendkriminalität bei der Innenverwaltung jetzt kurzfristig eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden soll, an der Mitarbeiter der Jugend- Frauen- und Justizverwaltungen teilnehmen sollen. plu

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