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Zigarettendeal mit Lockvogelangebot geplatzt

■ Zoll und Bezirk stoppten Verkauf von Millionen Billigzigaretten/ Angebot mit verdorbenem Gemüse

Treptow. Riesendeal mit Billigzigaretten geplatzt: Das Hauptzollamt Marzahn hat den Verkauf von insgesamt sechs Millionen in Bulgarien produzierten Zigaretten aus einem Lager in Adlershof unterbunden. Bereits letzten Donnerstag verhängte der Zoll ein sogenanntes Verfügungsverbot über die Ex-DDR- Glimmstengel »Juwel 90«. Der Zigarettenverkauf war mit einem nach dem Tabaksteuerrecht verbotenen Lockvogelangebot verknüpft.

In Form einer fast viertelseitigen Anzeige hatte eine »H+K GmbH« in der im Ostteil erscheinenden 'Berliner Zeitung‘ zuletzt am vergangenen Donnerstag reißerisch um hauptsächlich Ost-Käufer gebuhlt. Beim Erwerb einer Stange Zigaretten zu 15 Mark sollten jeweils sechs 850-ml- Dosen mit Gemüse verschenkt werden. Stattfinden sollte die scheinbar günstige Verkaufs- und Verschenkaktion jeden Freitag und Samstag in einem Lager an der Rudower Chaussee 16-25.

»Da muß der Wurm drin sein«, erkannte der Präsident der Berliner Oberfinanzdirektion (OFD), Peter Deutz, schon bei der ersten taz- Nachfrage. Er benachrichtigte sofort die Zollfahnder in Marzahn. Erst einmal hatten die Fahnder vor Ort rein zollrechtlich »nichts zu beanstanden«. Besagte Firma aus dem westfälischen Hagen lagerte nur ordnungsgemäß versteuerte Zigaretten. Für die in den letzten vier Monaten vor der Währungsunion in die Ex- DDR eingeführten »Juwel«-Fluppen sei nämlich seinerzeit die fällige Verbrauchsabgabe entrichtet worden. Allerdings fehlten die obligatorischen Steuerbanderolen.

Noch aus einem anderen Grunde ließ das Treptower Gesundheitsamt das gesamte Lager kurzerhand schließen. Die Gemüsedosen trugen nach den Worten des Treptower Gesundheitsstadtrats Günther Packenius (Grüne/Bündnis 90) aufgestempelte Verfallsdaten vom letzten November bis zum März dieses Jahres und durften nicht mehr in den Verkehr gebracht werden. Die Konserven würden jetzt von Amts wegen vernichtet. Die Firma dürfe die Zigaretten weiter ins östliche Ausland exportieren, allerdings ohne Aufpreis, so der Stadtrat. Ob man den Verkauf von zusammen zehn Tonnen tiefgekühltem Fleisch verbiete, werde gegenwärtig geprüft. Ebenso wie die Gemüsekonserven stammte dieses Fleisch aus Staatsreserven der Ex- DDR. Mahlzeit! Thomas Knauf

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