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Die Ost-Altlasten sind ein Milliardengeschäft

■ In den fünf neuen Ländern teilen sich die bundesrepublikanischen Umweltschutzunternehmen den neuen lukrativen Markt auf

Hannover (dpa/taz) — Die verseuchte Erde von Buna, Leuna und Bitterfeld, den Altlast-Katastrophengebiete der ehemaligen DDR, ist Gold wert — jedenfalls für Unternehmen, die sich auf Umweltsanierung in großem Stil spezialisiert haben. In- und ausländische Unternehmen stecken in den den fünf neuen Bundesländern ihre Claims ab, fast alle bundesdeutschen Unternehmen der Umwelttechnikbranche tummeln sich auf diesem milliardenschweren neuen Markt.

Auf den großen Nachfrageschub bereitet sich seit Monaten bereits die Frankfurter Metallgesellschaft (MG) vor, ein Firmenkonglomerat, an dem unter anderen die Deutsche und die Dresdner Bank, Siemens, kuwaitische Ölscheichs und die Allianz beteiligt sind. Deren Tochter für Umweltschutztechnik, die Lurgi AG, verhandelt bereits mit der Treuhandanstalt über den Kauf von drei Ost-Firmen aus dem Dienstleistungsbereich.

„Die erforderlichen Sanierungsmittel für die Bereiche Luft, Boden und Wasser sind vielfach in den neuen Bundesländern bereits vorhanden. Sie werden infolge unklarer Eigentumsverhältnisse an Grund und Boden und bei vielen noch nicht privatisierten Industrieunternehmen von der Treuhand blockiert oder aber genehmigungsrechtlich verzögert“, sagt Hein Kroos, Geschäftsführer der im niedersächsischen Ahnsen beheimateten „biodetox Gesellschaft“ zur biologischen Schadstoffentsorgung mbH. Den zuständigen Behörden und Industriemanagern fehlt nach Meinung von Kroos das erforderliche Fachwissen. Bei der Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung geht es nach Meinung von Karlheinz Arras, dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzender der Lurgi, in der Ex-DDR bisher sehr schleppend voran. Die Zeit drängt, meint Arras, denn die Qualität des Wassers sei katastrophal.

In diesem Teilmarkt, der nach Branchenkennern ein Volumen von über 100 Milliarden D-Mark haben soll, will die Lurgi kräftig mitmischen und sich ein großes Stück vom Kuchen abschneiden. Besonders schwierig und langwierig wird die Bodenreinigung in den neuen Bundesländern werden. Das Marktvolumen soll sich weit über 100 Milliarden D-Mark belaufen, doch seien den Schätzungen nach oben durchaus keine Grenzen gesetzt, meinen Experten. Nach Darstellung von Schaefer erfordert allein die Sanierung des Chemiestandortes Buna über eine Milliarde D-Mark. „Nicht nur der Boden ist hier stark geschädigt, die Gebäude sind mit Quecksilber durchtränkt“, freut sich Schaefer. Auch die Industriestandorte Bitterfeld und Leuna sind eine „echte Herausforderung“. Vordringlich sei jetzt für ein rasches Greifen der vorhandenen Investitionsmittel die schnelle und unbürokratische Erteilung der Genehmigungen durch die Behörden.

Auch wenn die Frage „wer soll das bezahlen?“ nicht die drängendste ist — freuen dürfte sich die Branche wohl doch über eine Initiative des Berliner CDU-Staatssekretärs für Umweltschutz, Lutz Wicke: Der hat gestern eine Fünfpfennig-Zusatzbriefmarke als „Notopfer Umweltschutz Ost“ gefordert. dri

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