Ein Flieger in Schräglage

■ „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“, SAT.1, 21.00 Uhr

Angeblich entwickelten die Gebrüder Zucker ihren schier umwerfenden Humor als Mittel zur Selbstbestätigung, nachdem sie in der Schule vorwiegend schlechte Zensuren ernteten. Was ihnen damlas beinahe einen Verweis von der Lehranstalt eingebracht hätte, bekommen sie heuer gut bezahlt. Das Ergebnis sind Filme wie Kentucky Fried Movie, Top Secret, Die nackte Kanone und der oben angeführte, der im Original schlicht Airplane heißt.

Wenn die Zuckers und ihr Kumpel Jim Abrahams die Schule schwänzten, müssen sie sehr häufig im Kino gewesen sein, denn in Airplane ziehen sie derart detailfreudig die Klischees des Katastrophenfilms durch den Kakao, daß man eine Doktorarbeit in Semiotik darüber verfassen könnte. Das große Vorbild war natürlich Arthur Haileys Roman Flug in Gefahr, der 1957 unter dem Titel It's Zero Hour verfilmt wurde und später noch einmal als deutsches TV- Spiel mit Hanns Lothar in der Hauptrolle.

Das erfolgreiche Muster wurde seither in unzähligen Katastrophenfilmen variiert: Die Besatzung eines Flugzeuges fällt aufgrund unvorhergesehener Umstände aus; unter den Passagieren befindet sich jemand mit rudimentären Flugkenntnissen, der, angeleitet von einem Lotsen im Tower, die Maschine in einer dramatischen Aktion zurück zur Erde bringt. Hier sind es Ted Striker (Robert Hays), ein Vietnam-Veteran — natürlich mit Trauma — und die Stewardeß Elaine (Julie Hagerty) nebst einem obszönen Autopiloten, die sich nach einer allgemeinen Fischvergiftung um die Rettung der Passagiere bemühen.

Der Plot bietet Gelegenheit, die Schicksale einer nach paritätischen Gesichtspunkten ausgewählten Gruppe von Menschen zu schildern, Figuren wie die Gitarre spielende Nonne oder das kleine, schwerkranke Mädchen auf dem Weg zu einer lebensnotwendigen Operation, die bereits in dem „Desaster Movie“ Airport 1975 zu sehen waren. Beide Charaktere tauchen bei den Zuckers wieder auf — als Objekte rabenschwarzen Humors. Das Team Zucker/Abrahams/Zucker, kurz ZAZ, läßt in seinen Genreparodien keinen Gag aus. Da taucht zu Beginn das Flugzeug aus den Wolken auf wie Spielbergs weißer Hai aus den Wellen des Meeres, da ist allein die Besetzung mit dem unerschütterlichen Lloyd Brigdes, dem TV-Darsteller Leslie Nielsen und dem smarten Peter Graves (Kobra, übernehmen Sie) je eine Pointe für sich. Die Autoren schlagen die abenteuerlichsten Volten, um kitschige Szenen nach Art der US-amerikanischen Soap Opera unterzubringen, und es gelingt ihnen auch mühelos, auch noch John Travoltas Auftritt aus Saturday Night Fever zu verulken. Obwohl man hierzulande zahlreiche Anspielungen, etwa auf den 40er Ronald-Reagan-Film Knute Rockwell, All American, oder auch die vielen Gastauftritte amerikanischer TV-Stars wie etwa Ethel Merman, Jimmie Walker oder der Sängerin Maureen McGovern kaum zur Kenntnis nimmt, ist unausgesetztes Lachen garantiert.

Es empfiehlt sich, den Film auf Video aufzunehmen und zweimal anzusehen — sonst geht der eine oder andere Gag im Gelächter unter! In einer Woche folgt die schwächere, von Ken Finkleman verfaßte und inszenierte Fortsetzung Airplane II — The Sequel, zu gut deutsch Die unglaubliche Reise in einem verrückten Raumschiff, in der Ted und Elaine zum Mond reisen und unter anderem auf William Shatner, Raymond Burr, Sonny Bono und Chuck Connors stoßen. Harald Keller