Frau Bischof bleibt ein Wunschtraum

Synode der Nordelbischen Kirche läßt zum zweiten Mal eine Frau für das Bischofsamt abblitzen  ■ Von Jürgen Oetting

Hamburg (taz) — Die Sensation fiel wieder aus, die Bischosfsämter der evangelisch-lutherischen Kirche bleiben weltweit und ohne Ausnahme in der Hand von Männern. Am Samstag ist auf einer Synodaltagung im Lübecker Dom zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate der Versuch einer Frau gescheitert, Bischöfin der evangelisch-lutherischen Kirche Nordelbiens zu werden. Bei der Wahl des neuen Bischofs für Holstein-Lübeck fiel die Niederlage für die hannoversche Oberkirchenrätin Käte Mahn deutlich aus. Nur 47 nordelbische Synodale gaben ihr die Stimme, ihr Gegenkandidat Karl-Ludwig Kohlwage erhielt 81 Stimmen und kam somit schon im ersten Wahlgang zu Bischofswürden.

In Nordelbien sind die drei evangelisch-lutherischen Landeskirchen Hamburgs, Holstein-Lübecks und Schleswigs vereinigt. Jede stellt im theologischen Führungstrio einen Bischof. Im vorigen November hatte erstmals eine Frau versucht, in der als progressiv geltenden Nordelbischen Kirche in die Männerdomäne einzubrechen. Doch die Kieler Theologin Rut Rohrandt unterlag bei der Wahl des Bischofs für Schleswig gegen Hans-Christian Knuth.

Ihr waren von vornherein wenig Chancen eingeräumt worden, weil sie ihre Kandidatur gegen das Votum des Bischofs-Wahlausschusses anmeldete und als Anhängerin der feministischen Theologie gilt. Oberkirchenrätin Käte Mahn war dagegen selbst vom mächtigen Wahlausschuß als Alternative zu Kohlwage akzeptiert worden und geriet nie in den Verdacht, irgend etwas mit feministischer Theologie oder Theorie zu tun zu haben. Sie gilt als eher liberal- konservative Kirchenfrau, die zum Beispiel einerseits Abtreibung für Sünde hält, deren Kriminalisierung andererseits aber auch. Umso überraschender ihre Niederlage: Frau Mahn erhielt weniger Stimmen als Frau Rohrandt vor einem halben Jahr. Erste Einschätzungen führten die klare Niederlage Frau Mahns auf den „Heimvorteil“ ihres Gegenkandidaten zurück. Der Stormaner Probst Kohlwage hat fast sein ganzes bisheriges Leben in Schleswig-Holstein verbracht und ist weithin als Verfasser von Rundfunk-Morgenandachten bekannt. Die unterlegene Kandidatin äußerte sich nach dem Wahlgang „enttäuscht“, meinte aber, die Wahl sei „keine Entscheidung gegen eine Frau gewesen“. Ähnlich hatte sich Frau Rohrandt im vorigen November geäußert.

Den nordelbischen Frauen bleibt jetzt nur noch eine Chance, den Durchbruch bis zur Spitze der evangelisch-lutherischen Kirche zu schaffen. Im nächsten Jahr wird der Bischofsstuhl Hamburgs neu besetzt. Wenn es dann nicht klappt, dürfte eine lange Sendepause folgen. Nordelbische Bischöfe haben eine Amtszeit von zehn Jahren.