„Die Gegend ist schuld“

■ Türkischer Botschafter fordert Flüchtlingshilfe hier bitte das Portraitfoto

Onur ÖymenFoto: Falk Heller „Wir helfen Tag und Nacht. Unsere Soldaten sind wie Sozialarbeiter. Wenn wir ein Stück Brot haben, geben wir die Hälfte davon ab.“ Wer gestern den türkischen Botschafter bei seinem Antrittsbesuch in Bremen hörte, mochte fast meinen, niemand sei mehr um die kurdischen Flüchtlinge bekümmert als die Türkei. Der Diplomat Onur Öymen beteuerte, „niemals“ hätte türkisches Militär auf die Flüchtlinge geschossen, um sie von einem Grenzübertritt abzuhalten. Die Soldaten würden höchstens schießen, wenn die Flüchtlinge die „Ordnung“ verletzten. Daran, daß die Türkei die Flüchtlinge nicht über die Grenze lasse, sei ganz allein die „Topographie“ schuld. Denn von den landschaftlichen Gegebenheiten her sei es nicht möglich, 700.000 KurdInnen im türkischen Grenzgebiet (Türkisch- Kurdistan) anzusiedeln.

Der Botschafter forderte seinerseits internationale Hilfe ein. Bis gestern seien nur 14 westliche Flugzeuge mit Hilfsgütern in der Türkei eingetroffen, monierte er. 1,6 Millionen US-Dollar seien aber täglich nötig, damit die Flüchtlinge überleben könnten. Bei der Kurdenflucht im Jahr 1988 habe die Türkei bereits die Erfahrung gesammelt, daß sein Land mit der Versorgung allein gelassen worden sei: „Die Türkei zahlt zehn Mal mehr als andere Länder.“ Diese Erfahrung wolle die Türkei nicht noch einmal machen.

Der Bremer Senat verurteilte gestern in einer Erklärung das „brutale Vorgehen der irakischen Regierung gegen die eigene Bevölkerung.“ Die Erklärung enthielt kein Wort zum Verhalten der türkischen Regierung, die sich geweigert hatte, die Flüchtlinge in die Täler hinabsteigen zu lassen. B.D.