: Kuck mal, wem die Kinos bleiben
Zwei Kinoriesen sortieren die Filme für Dresdner Leinwände/ Programmkinos können sehen, wo sie bleiben/ Letzte Hoffnung ist die unabhängige Filminitiative „Nickelodeon“ ■ Von Detlef Krell
Dresden. Kaum hatte die Ufa das Filmtheater Prager Straße, Dresdens größtes Kino, von der Treuhand übernommen, da wippte sie solche unwägbaren Exoten wie Cyrano von Bergerac oder Fellinis Amacord aus dem Spielplan der Studiobühne zugunsten einer Resteverwertung mit Kuck mal, wer da spricht II. Mit mäßigem Erfolg, wie die Ufa bald einsehen mußte, doch der Wechsel von einem profilierten Programmkino zur Abspielbühne am Rande des 1.000-Plätze-Hauses war vollzogen.
Unklar ist die Zukunft des Programmkinos „Ost“, einer weiteren erstklassigen Adresse für künstlerisch anspruchsvollen Film in Dresden. Die Stadt will das kleine Kino ausschreiben, muß aber warten, bis die Treuhand nickt. Falls es so weit kommen sollte, wird sich die Filminitiative Dresden e.V. bewerben, die sich zwar mit zwei ambitiösen Filmfesten in Dresden einen guten Namen erarbeitet hat. Deren Vorstellungen tendieren aber nicht zu einem wirtschaftlich selbständigen Programmkino, sondern zu einem kommunal subventionierten Landesfilmzentrum. So gern die Dresdner Filmfreunde solch eine Einrichtung hätten, würde doch der Tausch eines profilierten Programmkinos gegen eine aufs leere Kultursäckel der Stadt angewiesene Vereinsbühne zum traurigen Glücksspiel. Denn auch das „Nickelodeon“, jüngstes Programmkino der Stadt, kann bald vor verschlossenen Türen stehen, ist es doch nur Mieterin in einem Hörsaal der Technischen Universität.
Oase in der Dresdner Filmlandschaft
Schlechte Aussichten für die ohnehin karge Dresdner Kinolandschaft, wo neben der Ufa die Münchner Neue Constantin sich nach einjährigem Gerangel die größten Spielstätten gesichert hat. Hinter den beiden Riesen zuckeln nur noch eine Videokette und ein einziger Mitarbeiter der sich auflösenden Dresden Kino GmbH her. Für den weiteren Bestand als Programmkino sammelt das „Ost“ mit Erfolg Unterschriften. Kürzlich schlossen sich die Betreiber der drei durch alltägliches Angebot anspruchsvoller Filme profilierten Programmkinos zur Nikelodeon Dresden GmbH zusammen. Dieser Filmtheaterbetrieb bewirbt sich nun um das „Ost“ und kann nur hoffen, daß sich in den Treuhand-Etagen und in der Stadtverwaltung genug Sensibilität für eine Kultur jenseits der großen Kassenfüller findet. Darüber möchte Nickelodeon auch mit der Filminitiative ins Gespräch kommen, eine gemeinsame Nutzung des Hauses sei nicht ausgeschlossen.
Für eine Oase in der Dresdner Filmlandschaft sollte nach Aufassung der Nickelodeon nicht durch Versteigerung, sondern an einem runden Tisch aller an städtischer Filmkultur Beteiligten entschieden werden. Der engagierte Sachsen- Dreier, das deutet die Unterschriftensammlung an, hätte hinter sich Filmfreunde, die nicht nur kucken wollen, wer da spricht, sondern selber mitreden.
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