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„Keine Spielerin hat eine Freikarte“

■ Interview mit Laszlo Kovacs, dem zukünftigen Handball-Trainer des TuS Walle

Laszlo Kovacs wird ab 1.Juli neuer Trainer beim TuS Walle. Der 93fache Nationalspieler Ungarns war unter anderem als Dozent der Sporthochschule Budapest tätig.

Frage: Der TuS Walle stellt den seit Jahren souveränsten Deutschen Meister im Frauenhandball. Was können Sie einer solchen Mannschaft noch beibringen?

Laszlo Kovacs: Wir müssen in der Deckung die Leistung verbessern, und auch im Angriff haben wir noch sehr viele Möglichkeiten. Das betrifft vor allem das Zusammenspiel. Die Spielerinnen finden hier bisher nicht immer die richtige Lösung. Als Einzelspielerinnen sind sie wirklich unheimlich gut, als Mannschaft sind sie noch nicht top. Sie spielen ja auch erst kurz zusammen, seit einem Jahr, einige sind noch später gekommen. Wenn wir jetzt noch ein, zwei Jahre zusammmen trainieren, da können wir schon noch einiges herausholen.

Die Mannschaft wird zur nächsten Saison mit der sowjetrussischen Superspielerin Marina Basanowa erneut verstärkt. Wo werden Sie sie einbauen?

Sie ist ein vielseitige Spielerin, daß heißt, sie kann Rechtsaußen spielen, Mitläuferposition und Kreisläuferposition, sie kann unheimlich gut eine ganze Mannschaft zusammenbinden. Sie ist

hierhin

bitte das Portrait-Foto

von dem

lächelnden Mann

Laszlo Kovacs, HoffnungsträgerFoto: Björn Hake

spielerisch sehr stark und kann mit jeder anderen Spielerin die beste Beziehung aufbauen. Wir haben jetzt eine gute Rechtsaußenspielerin, und auch Basanowa spielt hauptsächlich Rechtsaußen. Klara Orban hat aber bestimmt ebensoviele spielerischen Möglichkeiten,so daß wir variieren können.

Sie kennen alle europäischen Spitzenmannschaften, gegen die

der TuS Walle im nächsten Jahr im Europapokal wird antreten müssen. Wird die Mannschaft genauso souverän Europameister, wie sie jetzt Deutsche Meister geworden ist?

Nein, es wird sicher wesentlich schwieriger. Die anderen Mannschaften haben ebenso gute Substanzen. Hypobank Wien hat einen ganz, ganz großen Spielerkader zusammen seit fünf Jahren. Das kann ein Vorteil für sie sein, aber vielleicht auch ein Nachteil: Ich glaube fast, ihre Mannschaft ist schon ein bißchen überaltert, und unsere Mannschaft ist jung, bissig, und fähig, einen großen Sieg zu erreichen. Ich hoffe, wir schaffen es.

Ihr Vorgänger im Traineramt, Hans-Herbert Ludolf, wird bei Walle Technischer Direktor, wenn Sie am 1. Juli mit ihrer Traienerarbeit beginnen. Werden Sie sich die sportlichen Kompetenzen aufteilen, oder wird es klare Trennungen in der Zuständigkeit geben?

Ich werde die gute Beziehung zu Herrn Ludolf weiter behalten, das ist keine Frage. Aber ich wollte unbedingt ab 1. Juli die sportliche Verantwortung übernehmen. Wir haben das von Anfang an vereinbart. Aber es wäre von mir eine verrückte Sache, seine Erfahrung einfach außer Acht zu lassen.

Müssen Sie bei der Mannschaftsaufstellung besondere Rücksichten auf Stammspielerinnen nehmen, oder haben Sie freie Hand?

Wir haben für jede Position zwei gute Spielerinnen. Das macht mich sehr zufrieden, denn jede Spielerin weiß, daß sie einen direkten Konkurrenten hat. Sie müssen kämpfen, für jede Position. Keine Spielerin hat eine Freikarte, ohne Leistung zu spielen.

Fragen: mad

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